Jethro Tull

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Von Desaster, über Fiasko, bis hin zu Phönix aus der Asche 

Mit der Besetzung Ian Anderson, Martin Barre, John Evans, Jeffry Hammond-Hammond und Barrie Barlow zeigen sich JETHRO TULL in einem der besten Line-Ups, die es in der bewegten Bandgeschichte je gab. Überdies kehrten TULL nach den monumentalen Experimenten seit Aqualung (1971) wieder zur eingängigen, konventionellen Songstruktur zurück: Bungle In...

Von Desaster, über Fiasko, bis hin zu Phönix aus der Asche 

Mit der Besetzung Ian Anderson, Martin Barre, John Evans, Jeffry Hammond-Hammond und Barrie Barlow zeigen sich JETHRO TULL in einem der besten Line-Ups, die es in der bewegten Bandgeschichte je gab. Überdies kehrten TULL nach den monumentalen Experimenten seit Aqualung (1971) wieder zur eingängigen, konventionellen Songstruktur zurück: Bungle In The Jungle wurde seinerzeit ein weltweiter Radiohit.  Die meisten Songs entstanden schon während der Tour zu Passion Play, einige Songs, etwa Only Solitaire und Skating Away On The Thin Ice Of A New Day stammen sogar aus den Sessions des legendären Château Disaster-Tapes zu Passion Play.
 
Auf ihrem vierten Album bewiesen JETHRO TULL nicht nur einen kritischen Blick auf die Menschen, die Religion und andere fundamentale Themen, sie ließen mit dem legendären Cover durchaus auch ihren Sinn für Humor und Ironie durchblicken. Im März 1971 erschien Aqualung, eines der besten und legendärsten Alben der TULL, das sich über 7 Millionen Mal verkaufte und in Deutschland seinerzeit Platz 5 der Albumcharts erreichte. Neben dem Titelsong findet man auf dem Album auch die Single Hymn 43 und den Track Locomotive Breath, der zu den größten Erfolgen der Band zählt. Oftmals als „Konzeptalbum“ eingeschätzt (dem die Band selbst stets widersprach) bildete Aqualung  den Übergang vom Song-orientierten Benefit zu den Prog-Rockigen Alben Thick as A Brick (1972) und A Passion Play (1973). Tatsächlich besitzen die Songs auf Aqualung einen thematischen Zusammenhang und weisen diverse interreferenzielle Bezüge auf. Es ist das erste Album mit Bassist Jeffrey Hammond und Keyboarder John Evan als festes Mitglied sowie das letzte JETHRO TULL-Album mit Drummer Clive Bunker. Produziert wurde es von Sänger und Flötist Ian Anderson und Terry Ellis.
 
Nach Benefit (1970), Aqualung (1971) und Thick As A Brick (1972) ritten JETHRO TULL auf dem Kamm einer Erfolgswelle der Popularität. Im Zuge der Tour zu Thick As A Brick bespielten sie die größten Arenen auf beiden Seiten des Ozeans, doch  gerade der Erfolg von Thick As A Brick stellte sie vor neue Herausforderungen: Was macht man nach einem opulenten Konzept-Album, das aus nur einem Song von 44 Minuten Länge besteht? Die Antwort: Ein Doppelalbum, das wieder aus einzelnen Songs bestehen sollte.
 
In diesem Jahr gingen JETHRO TULL zum ersten Mal in ihrer fünfjährigen Karriere mit unverändertem Line-Up ins Studio -  und wieder mit klarer Aufgabenverteilung. Gründungsmitglied und Bandleader Ian Anderson schrieb seine Songs auf akustischer Gitarre, Flöte und diesmal auch Saxophon, und Gitarrist Martin Barre, Bassmann Jeffrey Hammond-Hammond, Drummer Barriemore Barlow und Keyboarder John Evans sorgten für das perfekte Umfeld für Andersons Kompositionen. Die nächste Frage lautete also: In welches Studio sollte man gehen?
 
Zwei Kriterien standen im Vordergrund: Zum Einen sollte das Studio sich auf dem Festland befinden – schon aus steuerlichen Gründen. Zum Anderen musste es ein Studio mit einem guten Ruf sein und der Band ein bequemes Umfeld liefern. Das Château d’Hérouville bei Paris schien auf den ersten Blick perfekt zu sein: Elton John hatte hier sein Album „Honky Château“ aufgenommen, Pink Floyd spielten hier ihren Film-Soundtrack „Obscured By Clouds“ ein. Es gab einen Wohnbereich und das Studio war sehr gut ausgerüstet – offenbar die perfekte Wahl. Was sollte also noch schiefgehen? Alles.
 
Die Aufnahmen endeten in einem Desaster. Zunächst gab es technische Probleme mit dem Studio. Dann gab es da den Wohnbereich… die Band musste sich einen gemeinsamen Schlafraum teilen, der sehr spärlich ausgerüstet war. Das wäre noch tolerierbar gewesen, wenn sie die einzigen Bewohner gewesen wären. Unglücklicherweise mussten sie sich die Betten mit einer Vielzahl von einheimischen Bettwanzen teilen. Und um das Fass zum Überlaufen zu bringen, zogen sich alle Bandmitglieder eine üble Nahrungsmittelvergiftung zu, die eine Folge des Inhouse-Caterings war. Es überrascht nicht, dass sie sich entschieden, wieder nach Hause zu fahren und das bis dahin aufgenommenes Material von ungefähr einer Stunde Länge links liegen zu lassen. JETHRO TULL fingen von vorn an und schrieben ein komplett neues Album, anstatt irgendwie zu versuchen, die Begeisterung wiederzubeleben und die Band auf etwas einzuschwören, was bereits gescheitert war.
 
Was also zunächst in einem Fiasko zu enden schien, erhob sich wie ein Phoenix aus der Asche: Das sechste Studio-Album A Passion Play, das sich zu einem 45-minütigem Prog-Rock-Monument mit komplizierten Rhythmen, komplizierten Texten und – nun ja – kompliziertem Allem entwickelte. Bis zum nächsten Tourstart blieben noch neun Tage Zeit, und so musste es schnell gehen. Thema des Albums ist ein Zyklus um Wiedergeburt und ewiges Leben, die Erkenntnis, dass die Entscheidungen des Lebens bis in das Nachleben reichen – die alte Geschichte von Gut gegen Böse, Gott gegen den Teufel. Und – es wurde eines der beeindruckendsten Alben von JETHRO TULL: heiß diskutiert unter den Fans und auf Anhieb platziert auf Position 1 der US-Charts definierte es den Progressive Rock-Sound der 70er Jahre. 
 
Ihr achtes Studio-Album war ihr sechster Gold-Erfolg: 1975 veröffentlichten JETHRO TULL den Meilenstein Minstrel In The Gallery, der mit seiner elaborierten Produktion an den 1972er Klassiker Thick As A Brick erinnert und mit einigen der rockigsten Songs in der langen Geschichte der Band aufwartet. Minstrel In The Gallery wurde das fünfte US-Top-10-Album von JETHRO TULL in Folge und erreichte im UK Platz 7 und Platz 20. Es war zudem das letzte Album, das im erfolgreichen Line-Up Ian Anderson, Martin Barre, John Evan, Barriemore Barlow und Jeffrey Hammond-Hammond entstand. 

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