Drei wegweisende Protagonisten des polnischen Jazz: Re-Issues von Maciej Golyzniak, Krzysztof Komeda und Tomasz Stanko

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In dieser Woche haben wir gleich dreimal Polish Jazz zum Thema, und das aus gutem Grund: der Schlagzeuger Maciej Gołyźniak steht für die jüngste Generation des polnischen Jazz und veröffentlicht ein neues Album, Filmkomponist und Jazzpianist Krzysztof Komeda wäre am 27. April 90 Jahre alt geworden und Tomasz Stanko führt auf seinem Album "Music for K" die Ideen Komedas weiter.

1) Polish Jazz – Maciej Golyzniak

Der Drummer Maciej Golyzniak gehört der jüngsten Geschichte des polnischen Jazz an. Das dominierende Moment seiner Musik ist Bewegung, wobei er sich nicht auf eine Richtung festlegen will, sondern nach allen Seiten gleichermaßen ausbricht. Sein Trio, das in vier der sieben Tracks auf "The Orchid" (2020) um den Flügelhornisten Lukasz Korybalski ergänzt wird, zeichnet sich durch spielerischen Übermut und eine ansteckende Wollust an der Suche nach ungewöhnlichen Klängen aus. Vergleiche zum Esbjörn Svensson Trio oder Bugge Wesseltofts Band Rymden mögen sich aufdrängen, doch bei Golyzniak macht sich auch schon jener aufmüpfige Drang nach Unabhängigkeit bemerkbar, der dem polnischen Jazz seit Anbeginn eigen war.

 Die CD "The Orchid" aus der Reihe "Polish Jazz" ist jetzt erhältlich, die LP erscheint am 7. Mai. 

2) Komeda Astigmatic (Polish Jazz)

Kein anderes Album ist für das Selbstverständnis des polnischen Jazz so wegweisend wie "Astigmatic" (1965) vom Quintett des aus Krakau stammenden Pianisten Krzysztof Komeda. Mit Saxofonist Zbigniew Namyslowski und Trompeter Tomasz Stanko stehen ihm zwei Bläser zur Seite, die sich ihrerseits zu Triebkräften der polnischen Jazzentwicklung mausern sollten. Komplettiert wird das Quintett durch den deutschen Bassisten Günter Lenz und den schwedischen Schlagzeuger Rune Carlsson. Die drei langen Kompositionen voller Melancholie und Dramatik geben bis heute den Grundton zahlloser polnischer Jazzproduktionen an. Wenige Jahre später ging Komeda in die USA und machte sich durch Soundtracks für seinen Landsmann Roman Polanski wie „Tanz der Vampire“ und „Rosemarys Baby“ unsterblich. Am morgigen 27. April 2021 würde Krzysztof Astigmatic 90 Jahre alt werden. 

Die CD "Astigmatic" aus der Reihe "Polish Jazz" ist jetzt erhältlich, die LP-Version folgt am 7. Mai. 

3) Tomasz Stanko: Music for K 

Mit seinem ersten Album als Leader, "Music for K", führte Tomasz Stanko 1971 die Ideen des 1969 durch einen grotesken Unfall verstorbenen Krzysztof Komeda weiter. Mit K ist freilich niemand anderes als Komeda gemeint, und mit dieser LP setzte die bis heute anhaltende Komeda-Rezeption in Polen ein. An den Saxofonen sind Komeda-Weggefährte Janusz Muniak und die ebenfalls viel zu jung verstorbene spätere Geigenlegende Zbigniew Seifert zu hören. Bassist Bronislaw Suchanek und Drummer Janusz Stefanski bildeten kurz darauf die Rhythmusgruppe des Pianisten Miecylsaw Kosz auf Reminiscence (Polish Jazz Vol. 25). Music For K gilt zu Recht als eines der wichtigsten Dokumente des polnischen Free Jazz, ohne dass auf die an slawischer Folklore geschulte Poesie verzichtet wurde.

Die CD "Music for K" ist jetzt erhältlich, eine LP erscheint am 7. Mai.