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Dellé

News

16.08.2010
Dellé

"Coming Home"-Show am 12.09. in Berlin

Es sind aufregende Monate, die Frank Dellé hinter sich hat: Er veröffentlichte im August 2009, vor genau einem Jahr also, sein Debütalbum "Before I Grow Old", er ging mit besagtem Debütalbum im Dezember vergangenen Jahres auf Tour - und in 2010 drehte sich für de ... Weiterlesen
28.05.2010
Dellé

WM-Hymne "Cry out WM 2010" erscheint heute

"Cry out WM 2010" - Dellé möchte mit seinem heute (28.05.) erscheinenden musikalischen Beitrag zur Fußball-WM 2010 in Südafrika seine Begeisterung förmlich herausschreien. ... Weiterlesen
25.05.2010
Dellé

Video-Premiere von

Huch! Sind wir etwa im falschen Song gelandet? Ein sichtbar lockerer und gut gelaunter Dellé singt leise "Power Of Love" vor sich hin, als er zu Beginn des Videos durch die Gegend streift. ... Weiterlesen
20.05.2010
Dellé

Großes Online-Tippspiel zur WM

Die WM naht in Riesenschritten, und Ausfall Michael Ballack hin oder her: Das Turnier in Südafrika vom 11. Juni bis zum 11. Juli bedeutet wieder einmal vier tolle Wochen mit Fußball, Freunden und WM-Fieber. ... Weiterlesen
20.04.2010
Dellé

Free Download als kleiner Trost für Tourabsage

Die anstehende "Pound Power Tour 2010" musste Dellé aus produktionstechnischen Gründen leider komplett absagen, was Dellé und dem gesamten Team sehr Leid tut. ... Weiterlesen

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Biografie

Das Leben ist eine Reise…
 
Längengrad: 52°29`56 N
Breitengrad: 13°20`39 E
 
1970 – 1976
 
Wir sitzen im Wohnzimmer von Dellé. 10 Uhr. Frank wirkt fit und ausgeruht. Ich krame meine Unterlagen hervor, schließe den Laptop an.
Wie fängt man an? Wie schreibt man über und schildert das Thema
Geburt? Schwierig, denn: man wird halt geboren, kann sich an nichts
erinnern und eigentlich gibt’s da wenig zu erzählen.
 
„Geboren: ja. 1970“. Nein, so konkret gibt’s da nichts, keine schwierige
Geburt, und kein Blitz vom Himmel, der das Talent in Form von Noten in
die Wiege gelegt hat“.
 
Er lächelt und fragt, ob ich mich denn an Dinge meiner frühesten Kindheit
erinnern könne? Nein, natürlich nicht!
 
Also reden wir über Berlin, seine Eltern, wie sich sein Vater, der Medizinstudent aus Ghana, 1966 in eine zauberhafte Berliner Krankenschwester verliebt und sie 3 Jahre später heiratet. Frank kramt Fotos aus einer großen Pappschachtel hervor. So eine Schachtel, wie wir sie vermutlich alle haben. Oder zumindest haben sollten! Er redet über Werte und darüber, was ihm seine Eltern mit auf den Weg gegeben haben. Je mehr wir sprechen, desto deutlich wird, dass Dellé sehr stolz auf seine Familie ist.
 
Natürlich kommen wir auf das Thema Vater-Schwarz, Mutter-Weiß. Ob er
denn darunter zu leiden gehabt habe.
 
„Nein!“
 
Ob er das Gefühl hatte, anders zu sein:
 
„Nein. Überhaupt nicht. Meine Eltern haben diese Herausforderung mit
Bravour gemeistert. Meine Schwester und ich sind ganz selbstverständlich
bikulturell erzogen worden. Wir wissen, wo wir herkommen, kennen
unsere Familien und sind in beiden Kulturkreisen zuhause“.
 
Deutschland und Ghana, beides ist Heimat. Aufgewachsen in beiden Ländern, geprägt durch den Ehrgeiz seines Vaters und den Anspruch, ebenfalls eine akademische Laufbahn anzustreben. Wie übrigens der Großteil der Familie in Ghana. Dellé lacht:
 
„Ja, die meisten Menschen gehen davon aus, dass meine Familie in Ghana
in Strohhütten lebt und mein musikalisches Talent von den traditionellen
Stammestänzen und den Trommeln im Abendrot des afrikanischen Sonnenuntergangsherrührt. Doch sind es eher Disziplin und der Ehrgeiz,
etwas aus dem eigenen Leben und Möglichkeiten zu machen, die mir mein
Vater und meine ghanaischen Verwandten vorgelebt haben“.
 
Dellé ist dankbar für diese Werte. Er sagt das mit Überzeugung. Jetzt sind
wir in Fahrt, das Thema scheint ihm wichtig zu sein:
 
“Wenn ich in Ghana meinen Verwandten erzähle, dass ich Musiker von
Beruf bin, schütteln sie mit dem Kopf und lachen. Musiker? Warum nicht
etwas Sinnvolles? Dein Vater war Arzt und hat den Menschen geholfen.
Du solltest etwas Vernünftiges tun.“
 
Das hört er auch heute noch, trotz des großen Erfolges, trotz goldener
Schallplatten und Tonnen verkaufter Tonträger!
 
1972 kommt Dellés Schwester Diana auf die Welt. Obwohl der Vater einen
guten Job in Berlin hat, setzt sich seine Mutter durch: eine Großstadt wie
Berlin taugt nix für Kinder. Kurzum, der erste von einigen Umzügen nimmt
seinen Lauf.
 
Ortswechsel: Schwarzwald, deutsche Provinz und saubere Luft! Klingt
nach einer unbeschwerten Kindheit im Freien?
 
„Absolut, mein Vater hatte einen Job als Arzt in Freudenstadt. Wir Kinder
hatten viel Platz zum Spielen. 50 Meter hinter dem Haus Wald, keine
Autos, keine engen Bürgersteige.“
 
Doch der Schwarzwald ist nur ein Übergang, keine Dauerlösung. 4 Jahre
später setzen die Eltern ihren lang gehegten Plan in die Tat um:
Die Familie geht nach Afrika, nach Ghana, der zweiten Heimat.
 
Längengrad: 53°32`23 N
Breitengrad: 8°58`59 E
 
09.07.1976 – 06.08.1976
 
Ein Frachtdampfer, 12 Passagiere und eine lange Seereise!
 
Während der Vater noch im Schwarzwald Patienten betreut, betreten der
6jährige Frank, seine 4jährige Schwester Diana und seine Mutter die
Sakumo Lagoon der Blackstar Line, die die drei nach Ghana bringt.
Für immer! Das bedeutet, Zelte abbrechen und sich ein neues Lebens aufbauen. Für die Kids ein Abenteuer, für die Mutter eine logistische und organisatorische Herausforderung.
 
1 Monat auf See. 4 Wochen zwischen Frachtcontainern, Kisten und Matrosen. Die Landesküsten fliegen vorbei: Spanien, Portugal, die Westküste Marokkos, Mauretanien, Senegal, immer mehr, immer Neues! Mama Dellé nutzt die lange Reisezeit, um ihre Kinder auf Afrika vorzubereiten. Also wird Englisch gebüffelt, und ein erstes Land- und Leute-Programm durchgezogen.
 
„Wären wir in einen Flieger gestiegen und 8 Stunden später in Ghana
gelandet wäre das wahrscheinlich ein Kulturschock geworden, so aber hat
unsere Mutter uns perfekt auf die neue Situation vorbereitet.“
 
Dann endlich Ghana/Taccoradi Habour.
 
Da steht sie, die Famile Dellé, mit Sack und Pack. Wie muss man sich so
eine Reise vorstellen? Was für ein Gefühl muss das für einen Jungen und
seine kleine Schwester gewesen sein? Unweigerlich fliegen mir diverse
Abenteuergeschichten durch den Kopf. Dellé hält inne, überlegt kurz:
 
„Klar: heiß! Anderes Klima, andere Sprachen. Das war natürlich ein ganz
anderes Ding als der Schwarzwald, allein die vielen Menschen, die Gerüche, kein Schnee! Aber so krass anders, wie ich es mir ausgemalt hatte, war es dann doch nicht. Klischeehafte Vorstellungen von wilden Tieren oder Weiße, die in einem Kochtopf schwitzen, während schwarze Kannibalen einen Tanz aufführen, das ist natürlich alles völliger Quatsch.
Mein Uncle Fred, der uns schon mehrmals in Deutschland besucht hatte,
holte uns vom Hafen ab und fuhr mit uns in die Hauptstadt Accra, wo er
mit seiner Familie lebte. Er war Group Captain bei der Luftwaffe und
konnte tatsächlich einen echten Düsenjet fliegen!
Cool war, nach und nach immer mehr Mitglieder meiner große Familie
kennen zu lernen, die natürlich wissen wollten, was mein Dad da in Übersee an Land gezogen hatte. Im Nachhinein weiß ich, dass die sich damals alle wahnsinnig ins Zeug gelegt haben, um uns zu verwöhnen. Alter, das leckere Essen! Ich habe noch in Erinnerung, dass ich mich tierisch an frittierten Kochbananen überfressen habe und drei Tage flach lag… Da waren so viele Eindrücke, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, Deutschland zu vermissen. Das kam, wenn überhaupt, erst Jahre später, als der Alltag eingesetzt hat.“
 
Ein halbes Jahr später kommt sein Vater nach, setzt seine Familie ins Auto
und fährt los. Es geht 620 Kilometer Richtung Norden. Ziel: endgültiges
Zuhause.
 
 
Längengrad: 9°23`55 N
Breitengrad: 0°55`27 W
 
1977 – 1982
 
In der Erinnerung ist es diese Autoreise, die Dellé dann doch an ein wildes
Afrika erinnert. Sie sehen zwar keine Löwen und Elefanten, aber die raue
Landschaft, dichte Wälder und unzählige Wasserfälle regen die Phantasie
der Kinder mächtig an. Als „wirklich einzigartig“ bezeichnet Dellé dieses
Erlebnis. Ein Roadtrip durch Afrika und dann: Endstation neues Leben.
 
Die kulturellen Unterschiede zwischen Europa und Afrika sind dank der
Vorbereitung seitens der Eltern kein Problem für die Kinder. Dellé wird
eingeschult, und das harte Schulsystem ist für ihn völlig normal. Schnell
lernt er, dass man auf Bildung in Ghana viel Wert legt.
 
„Du musst immer ein wenig mehr und besser lernen als die Weißen, sonst
hast du keine Chance, das wird dir regelrecht eingetrichtert.“
 
In der Schule werden Ranglisten der besten Schüler veröffentlicht. Auch in
der Familie erwartet man sehr gute Leistungen.
 
„Rückblickend betrachtet war das nicht immer lustig, aber hängen geblieben ist bei mir vor allem, dass mein Vater uns Kindern immer Selbstvertrauen gegeben hat und immer für uns da war: du kannst alles schaffen, wenn du an dich glaubst und alles gibst.“
 
6 Jahre vergehen, und eigentlich war nie vorgesehen, das Land jemals zu
verlassen. Doch eine schwere Erkrankung des Vaters, die nur in Deutschland adäquat behandelt werden kann, und die chaotische politische Situation zwingen die Familie zu reagieren. Notgedrungen. Die Lage wird zunächst schwierig, später unhaltbar. Nach dem dritten Militärputsch packen die Dellés schließlich die Koffer und kehren dem Land den Rücken.
 
„Klar würde ich Ghana vermissen, aber Diana und ich waren auch nicht
unglücklich, wieder nach Deutschland zu ziehen - wir freuten uns auf
Schnee, Nutella und darauf, einfach in einen Laden gehen zu können,
um alle Bob Marley-Platten zu kaufen. Und verdammt noch mal, ich geb’s
zu, auch auf mehr als zwei Fernsehprogramme.“
 
Okay, rein menschliche Bedürfnisse, aber was war prägend? Wo genau
fing das Reggae-Ding an?
 
„In Ghana hat es angefangen. Durch die Plattensammlung meines Vaters
habe ich Stevie Wonder, James Brown und Ray Charles kennen gelernt,
das gute Soulzeug halt. Und dann habe ich für mich Bob Marley entdeckt.
In Ghana an Schallplatten ran zu kommen war schwierig bis unmöglich.
Tapes, gut gemachte Tapes, waren eine wertvolle Angelegenheit. Ich
hatte alles von Marley auf Band, konnte alles mitsingen und in der Schule
haben sie mich Marley genannt. In Deutschland ist mir dann aufgefallen,
dass Bob Marley hier im Gegensatz zu Afrika ein völlig anderes Image hat.
In Afrika war er die politische Instanz. Eine Person, die allgegenwärtig
war, und es heute noch ist. Das habe ich vor allem neben vielen weiteren
Eindrücken mitgebracht: meine Liebe zum Reggae“.
 
Längengrad: 51°25`16 N
Breitengrad: 9°39`17 E
 
1982 - 1986
 
Der erneute Aufschlag in Deutschland geht nicht gerade als beste Zeit in
die Chronik der Familie Dellé ein.
 
Eine gefühlte Ewigkeit dauert es, bis man sich wieder eingewöhnt hat.
Der Vater schwer krank, ohne Arbeit, und die Kinder müssen wieder
Deutsch lernen. Jeden Tag Rechtschreibung üben, „Diktat, Diktat,
Diktat...“, und Anschluss suchen.
 
„Rückblickend hat meine Mutter den Laden am Laufen gehalten und uns in
einer harten Zeit gut über die Runden gebracht.“
 
Wieder in Deutschland merkt Dellé erst, wie tough das Schulsystem in der
alten Heimat war:
 
„Wir wurden ja in Ghana eingeschult und haben die Schule so kennen
gelernt und als normal empfunden. Wie streng das war, ist mir erst klar
geworden, als wir in Deutschland keine Uniformen tragen mussten, es
keine Prügelstrafe gab und der Leistungsdruck im Vergleich längst nicht so
hoch war.“
 
Doch trotz aller Probleme kann man letztendlich jeder Situation auch
etwas Gutes abgewinnen: man kommt leicht an Instrumente ran! Hier in
Hannoversch Münden findet Dellé Gleichgesinnte, mit denen er sein Hobby
Musik teilen kann. Was sie vereint, ist, Musik machen zu wollen. Was sie
ebenfalls vereint: keiner von ihnen kann spielen, geschweige denn hat
einer von ihnen Ahnung, wie man eine Band schmeißt. Die Lösung erscheint in Person eines Musikers aus Berlin. 30 Jahre alt und aus geheimnisvollen Gründen in der Provinz gelandet.
 
„Der sah schon echt fertig aus, olympische Ringe unter den Augen und
wahrscheinlich 'ne anständige Berliner Drogen-Karriere hinter sich.“
 
Aber: er konnte Reggae spielen, und wusste, wie man 'ne Band aufzieht.
 
„Der Typ war für unsere Eltern der Horror und für uns der Heiland. Ich
musste aber zuerst richtig Schlagzeug spielen lernen, weil es einfach
keinen Drummer weit und breit gab, der einen vernünftigen „one drop“
spielen konnte. Ich habe mich zwar immer in erster Linie als Sänger verstanden, war aber dann letztendlich der Leadsänger hinterm Schlagzeug. Ich und zwei Sachen gleichzeitig machen – geht ja eigentlich gar nicht!
 
Da in meiner Familie die eiserne Regel gegolten hat „Schule geht vor!“,
musste ich außerdem immer für gute Noten sorgen. Damals war aber
schon klar, dass Musik, vor allem Reggae, absolut mein Ding ist.“
 
An seinen ersten Auftritt kann sich Dellé noch bestens erinnern: 1. Mai
1984. „Oder was man so als Auftritt bezeichnet...“, fügt er hinzu. „Ich war
noch Meilen davon entfernt, mich als Musiker zu bezeichnen, aber der
Spaß und das Gefühl beim Machen waren unglaublich! Und dann auch
noch Reggae/Dancehall Musik. In Deutschland! Zu einer Zeit, da alle im
NDW-Fieber waren…
 
 
Längengrad: 49°45`13 N
Breitengrad: 6°38`46 E
 
1986 – 1992
 
Da sind sie endlich! Die besseren Zeiten! Sein Vater genesen, und endlich
wieder ein Job in Aussicht. Dafür muss die Familie zwar wieder einmal
umziehen, aber das tut der Sache keinen Abbruch: Dellé verbringt jede
freie Minute mit Musik. Ambitioniert frickelt er mit einer elfköpfigen
Reggaeband.
 
Daneben setzt er alles daran, sein Abitur zu machen. Denn dann ist der
Weg frei für eine Karriere als Musiker. So ist der Plan!
 
„Ich hatte da diese Skizze oder Zeichnung. Fein säuberlich habe ich meinen Traum vom eigenen Studio aufgemalt. Ich habe wie blöd gespart und in den Ferien gearbeitet, um mir ein 8-Spur-Tonbandgerät und Midikram zu kaufen. Und irgendwann war es tatsächlich fertig, mein erstes Studio.“
 
Er beschäftigt sich immer mehr mit der neuen Midi-Technik und Studio-
Equipment. Parallel arbeitet er an eigenen Songs und produziert im Alleingang Demos für ein eigenes Album.
 
„1990 hatte ich mein Abitur in der Tasche und ein Angebot von einer
französischen Plattenfirma auf dem Tisch. Ich dachte, jetzt kann ich alles
erreichen.“
 
Aha! Doch es kommt anders. Ganz anders! Der Vater durchkreuzt die
hochtrabenden Pläne und besteht auf ein Studium. Zerknirscht gibt Dellé
nach. Es könnte alles so schön sein… Aber es ist ein immer wiederkehrendes Merkmal in Dellés Leben:
 
„Mach erst das eine, und du kannst das andere machen. Im Nachhinein
war es gut, denn so musste ich immer kämpfen und mich durchsetzen.
Und ganz ehrlich: hätte ich diesen Vertrag unterschrieben, wäre ich für die
nächsten 100 Jahre geknebelt gewesen. Mein Vater hat mit seinem Druck
verhindert, dass ich einen Fehler gemacht habe.“
 
Okay, ein Studium also. Tontechnik liegt nahe, und Tontechnik passt auch
ins Konzept. Also Bewerbung für Tontechnik am Robert-Schumann-Institut
in Düsseldorf. Doch das erste Mal im Leben klappt es nicht so wie geplant.
Dellé besteht die Aufnahmeprüfung nicht. Kein Studienplatz, kein Plattenvertrag. Ein Kartenhaus könnte nicht besser zusammenkrachen.
 
„Das war eine Katastrophe für mich, der ganze Plan futsch, und außerdem
in meinen Augen vor mir selbst gnadenlos gescheitert. Totaler Verlust der
Perspektive. Was jetzt? Raus! Für 3 Monate zurück nach Ghana, Luftveränderung, nachdenken.“
 
Doch schon nach 3 Wochen ist der Selbstfindungstrip zu Ende:
 
„Ich hatte plötzlich das Gefühl, Zeit zu vergeuden und vor der eigenen
Zukunft zu flüchten, das hat mich noch mehr fertig gemacht als die
verbockte Aufnahmeprüfung in Düsseldorf.“
 
Es gibt da diesen Studiengang in Potsdam-Babelsberg: Schwerpunkt Filmton. Bewegte Bilder und Musik gehören irgendwie zusammen. Die Aufnahmeprüfung ist schwer, und die Angst, wieder zu scheitern, ist groß.
Andererseits gibt’s da diesen Willen: du kannst alles schaffen, wenn du
nur willst!
Also, Ende '92 Antritt Dellé an der Hochschule für Film und Fernsehen in
Potsdam-Babelsberg. 25 km von Berlin – der Stadt, wo es kracht, in der
sich gerade eine Musikszene entwickelt, die internationaler und innovativer in Deutschland nicht sein könnte.
Doch Dellé ist nicht hier, um im Berliner Nachtleben zu versacken,
er taucht in die Filmwelt ein. Über ein Praktikum lernt er Wolfgang Schuhkraft kennen, eine echte Koryphäe in Sachen vertonte Bilder. Durch ihn kann Dellé bei Filmprojekten wie „Männerpension“ oder „Das Leben ist
eine Baustelle“ Erfahrungen sammeln. Die Musik ist zwar noch da, rückt
aber in dieser Zeit merklich in den Hintergrund. Bis er 1994 eine Party in
Berlin besucht. Und das ändert so einiges…
 
 
 
Längengrad: 52°29`54 N
Breitengrad: 13°23`45 E
 
1994 – 2009
 
„Ich weiß nicht mehr genau, wann es war oder wo. Ich nehme an, es war
Kreuzberg. Ich weiß noch, dass es eine Privatparty war. Überall standen
Instrumente 'rum, überall wurde Musik gemacht. Die ganze Wohnung
voller Musiker, Instrumente. Da war eine besondere Energie zu spüren.
Jedenfalls ist mir dieser eine Typ sofort aufgefallen. Der hat nicht viel
gemacht, aber was er gemacht hat, war auf’n Punkt. Der hat gegrooved,
das war richtig gut. Aber am meisten war ich von der Intensität fasziniert.
Der Typ da mit den roten Haaren war total drin, man konnte ihm wirklich
ansehen, dass der Talent und Ehrgeiz hat. Das hat mich sehr beeindruckt“.
 
Es ist ein besonderes Moment, selbst jetzt noch, als Dellé davon erzählt,
merkt man, dass dies „one of these moments“ gewesen sein muss. Dieser
Abend ist zukunftsweisend. Für beide: Dellé und Pierre. Man will sich treffen, mal was zusammen probieren. Es kommt sogar zu Aufnahmen und einem gemeinsamen Auftritt. Aber irgendwie verlieren sich die beiden
wieder aus den Augen.
 
„Meine Schuld, glaub’ ich. Grund ist meine serielle Schnittstelle. Eins nach
dem anderen, sonst verzettel’ ich mich. Und damals wollte ich mein Filmding durchziehen.“
 
Knapp 3 Jahre dauert es, bis sie sich eher zufällig auf einem Konzert
wieder über den Weg laufen. Wieder will man was zusammen machen.
Mittlerweile gibt es schon die Idee einer Marchingband, die Pierre entwickelt hat. Die Grundidee, aus der letztlich Seeed hervorgehen wird.
 
„ Die Idee und der Gedanke, mit Pierre gemeinsam 'was aufzuziehen,
war zu gut. Ich wusste einfach, dass ich das machen muss.“
 
Das Diplom schon in Sicht und die Gründung von Seeed stellen Dellé vor
eine wichtige Entscheidung: beim Film bleiben und mit seinem Mentor
Wolfgang Schuhkraft arbeiten, oder das Musikding, und hier alles auf eine
Karte setzen? Die Antwort ist bekannt.
 
Ein schönes Detail ist das Bild, das mir Dellé lebhaft beschreibt:
 
„Und dann, 2001, war ich tatsächlich Dipl. Filmtoningenieur. In der einen
Hand hatte ich das Diplom, in der anderen Hand ein paar Flaschen Sekt.
Ich hab die Band am Tourbus getroffen, und ab ging's, auf unsere erste
Tour. Das war ein unglaubliches Gefühl. Geschafft! Endlich fertig, endlich
angekommen! Jetzt nur noch Seeed - und alle Energie in die Band!“
 
10 Jahre Volldampf. 10 Jahre lang alles in Seeed investiert. Mit Erfolg.
Aber was für eine Bedeutung hat die Band für Dellé persönlich?
 
„Dass es funktionieren kann, und dass es funktioniert hat! Ich habe als
Jugendlicher Reggae gemacht und ich mach heute noch Reggae/ Dancehall. Wir haben einen eigenen Sound und uns nie verbiegen oder beeinflussen lassen. Wir sind nie einem Trend hinterher gerannt, sondern haben unsere Vision konsequent durchgezogen. Ich darf mit Menschen Musik machen, die das gleiche spüren, die Beats, die Songs aus einem Guss, das macht wahnsinnig Spaß. Und Seeed sind in den Jahren zu einer
echten Einheit gewachsen. Das ist großartig. Wir mussten lange kämpfen
und haben jetzt ein Level erreicht, dass wir auf hohem Niveau Sound,
Show und Produktion nach unseren Vorstellungen umsetzen können.
Das finde ich bis heute erstaunlich, und alle Erwartungen, die ich jemals
hatte, wurden übertroffen.“
 
In all diesen Jahren, zwischen Platten-Aufnahmen, unzähligen Gigs und
stetig wachsendem Erfolg, gab es auch Tiefschläge. Solche, die einen aus
dem Gleichgewicht bringen und zugleich erden. Ein Anruf, der Unheil
verkündet – und zwei Stunden später muss man wie betäubt auf die
Bühne gehen, um seinen Job zu machen. Der Tod des Vaters, der
gleichzeitig Freund, Mentor und enge Bezugsperson war. Abschied
nehmen. Gehört zum Erwachsenwerden.
 
Es gibt Dinge, die sind. Die gehören dazu und sind Teil unseres Lebens.
Gleichzeitig immer- weiter -müssen. Leben. Manchmal schwer, aber kein
Einzelfall. Bis 2007 steht Dellé mit Seeed unter Volldampf, dann die wohlverdiente Pause. Eine Pause, die Dellé anfangs gar nicht will, die sich aber dennoch als perfektes Timing herausstellt. Die Geburt von Tochter Noa im Juli, das wohl wichtigste Ereignis in seinem Leben. 4 Wochen später diese besonderen drei Konzerte in der Wuhlheide Berlin. Perfekt. Was für unbeschreibliche Eindrücke innerhalb so kurzer Zeit.
 
„Seeed gehen in eine Pause, und ich hab Zeit, mich ganz meiner Familie
zu widmen. Hammer. Sobald wir mit Noa reisen konnten, haben wir die
Koffer gepackt, und ab ging's! Drei Monate Amerika, Verwandte besuchen.
Family pur, live und direkt! Kein Studio, kein Business. Das letzte Ziel
unserer Reise war New York, und da hat es mich dann irgendwie wieder
gepackt. Meine Frau hat die Stadt aufgesaugt, und ich musste meinen
Rechner hochfahren und an Songstrukturen und Ideen, die schon so lange
in meinem Kopf waren, basteln.“
 
So weit so gut, aber man wird ja nicht vom Blitz getroffen und weiß plötzlich, dass man jetzt ein Soloalbum machen muss, oder?
 
„Natürlich gab es immer mal wieder Momente, wo ein Soloalbum Thema
war. Der erste, der mich darin bestärkt hat, war Marco Baresi, der Drummer von Gentleman`s Far East Band. Im Zuge der Produktion seines
Albums „Tough Enough“ (2007), hatten wir begonnen, an einigen meiner
Ideen zu arbeiten. Das kann man schon als Anstoß in Richtung eigenes
Soloding sehen“.
 
Nicht weniger wichtig für den eigenen Kopfmotor ist die Mitwirkung am
Police Tribute Album „Police in dub“. Durch die Arbeit lernt Dellé Guido
Craveiro kennen, Produzent/Musiker und Reggaefan aus Köln. Bevor sich
Dellé mit seiner Familie auf seinen 3monatigen Trip begibt, drückt er
Craveiro einige seiner Beats und Tracks in die Hand und sagt: „mach mal -
ich bin dann mal weg“.
 
Als Dellé zwei Monate später in New York seinen Rechner anwirft, kommt
per Mail tatsächlich ein Demo. Das, was Craveiro schickt, klingt phantastisch, und Dellé ist trotz aller Vorsätze, Pause zu machen, angefixt von den Beats, die aus seinem Laptop kommen. Da wird ihm klar, wenn nicht jetzt, wann dann? Der Traum von einem englischsprachigen Reggae-Album. Der Traum den er seit 20 Jahren hat, muss jetzt umgesetzt werden. Aus den gegenseitigen Mails mit Beats und Ideen, Strophen und Refrains entsteht ein regelrechtes Battle zwischen Dellé und Craveiro. Eine Mail mit Ideen jagt die nächste. Und so entsteht Mail für Mail, Beat für Beat, „before I grow old“, Dellés Debüt-Album.
 
Gibt es da keine Bedenken? Manch einer könnte meinen „nicht der auch
noch!“. Erst Demba mit Boundzound, dann Pierre mit Peter Fox, und jetzt
auch noch Dellé? Und ein wenig Druck ob des großen Erfolges von „Stadtaffe“ muss es doch geben? Dass ihm solche Fragen gestellt werden, davon ist auszugehen.
 
„Erstens finde ich das Album von Pierre wirklich Hammer. Haus am See,
das ist einer der Songs des Jahres für mich. Ich freu mich wirklich für
Pierre, dass sein Ding so abgeht. Er hat so viel Energie und tolle Ideen
in dieses Album gesteckt.
Und zweitens ist es ein schönes Gefühl, dass in Deutschland so ein geiles
Zeug in den Charts ganz oben steht. Versteh mich nicht falsch, aber wir
können doch schon ein wenig stolz sein wenn Qualität auch enorm
erfolgreich ist.“
 
Und so sitzt Dellé lächelnd vor mir, und man hat das Gefühl, dass er im
Kopf schon beim nächsten Song für das Album ist. Vielleicht stellt er sich
aber auch gerade vor, wie er mit der Band in einem kleinen Club spielt.
Eine Situation, wie er sagt, auf die er sich sehr freut. Kleine Clubs, einfach
den Fokus auf das Musikmachen mit einer tighten Band.
 
Und wie ich ihn da sitzen sehe und seinen Blick einfange, gehe ich jede
Wette ein, dass er sich jetzt schon auf die Zeit danach freut. Die Reise
geht schließlich weiter, und es gibt noch viel zu entdecken. Sozusagen
„before he grows old“.

Videos

Dellé - Cry Out WM 2010 (Video)

Cry Out – WM 2010

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Dellé

Offizielle Website:
www.dellee.de

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