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Biografie
The Faces - Eine Band, die Geschichte schrieb und eigentlich nur eines wollte: Spaß haben
Ihre Karriere war kurz aber heftig, ihr Ruf schwankte zwischen genial und gefährlich. Vier Studioalben in fünf Jahren hinterließen THE FACES, als sie sich 1975 trennten. Bis dahin lieferten Kenney Jones (dr), Ronnie Lane (b/ voc), Ian McLagan (kb), Rod Stewart (voc) und Ron Wood (git/voc) unsterbliche Klassiker wie "Stay With Me" und "Ooh La La".
„THE FACES waren die größte Rock’n’Roll-Band, die jemals über die Oberfläche der Erde gestolpert und geschrammt sind“, so sagte Rolling Stone-Herausgeber und leidenschaftlicher FACES-Fan David Fricke einmal. „Sie konnten alles spielen - Blues, Soul, Funk, Country, Boogie - und sie spielten es, als sei die Welt ihr Barhocker und als ob es nie eine Sperrstunde gäbe,“ so Fricke weiter, der die Band oft interviewt hat.
In der Tat betrachteten THE FACES den Rock’n’Roll als ein großes Spielfeld, in dem alles möglich war. Mit einem Frontmann wie Rod Stewart, dessen Reibeisen-Stimme an der großen britischen Blues-Bewegung in den sechziger Jahren geschult wurde, war die Unberechenbarkeit der Band vorprogrammiert. Dabei hatten alle Bandmitglieder bereits renommierte Erfahrungen im Rücken: Gitarrist Ron Wood hatte seine Karriere bei den britischen Birds begonnen, bevor er in der Jeff Beck Group landete und gleichzeitig einige Aufnahmen mit Creation machte. Bassmann Ronnie Lane war der Hauptsongwriter der Small Faces, bei denen er bereits mit Keyboarder Ian McLagan und Drummer Kenny Jones zusammen gespielt hatte. Nachdem Sänger Steve Marriott die Small Faces zugunsten von Humble Pie verlassen hatte, engagierten sie Rod Stewart, der gerade am Beginn einer Solokarriere stand.
Im April 1970 erschien im Zuge des Debüt-Albums "First Step" die Single "Flying", die sich zunächst in die UK-Top-50 spielte, und als im Jahr darauf das zweite Album Long Player mit der UK-#3-Single "Had Me A Real Good Time" veröffentlicht wurde, fand sich die Band in den US-Top-30 wieder. Schon im Dezember 1971 kam das dritte Album "A Nod’s As Good As A Wink… To A Blind Horse" (UK #2, US #6), das unter anderem "Stay With Me" (US #17) enthielt und die Band auf ihre erste große Stadientournee in England und den USA schickte. Als Anfang 1973 "Cindy Incidentally" (UK #2) und das Album "Ooh La La" erscheinen, gibt es bereits erste Ermüdungserscheinungen. Stewart, dessen Solokarriere rasant an Fahrt gewinnt, zeigt sich eher desinteressiert am neuen Album, überdies verlässt Ronnie Lane die Band, um in einem Wohnmobil durch die Welt zu gondeln und seine eigene Band Slim Chance zu gründen. Statt seiner kommt der Japaner Tetsu Yamauchi an den Bass. Nichtsdestotrotz geht die Single "Pool Hall Richard" Anfang 1974 auf Platz 8 der UK-Charts.
Das Live-Album "Coast To Coast Overture And Beginners" (Feb. 1974) erscheint unter dem Namen „Rod Stewart & The Faces“, aber im Zuge einer UK-Tour spielt sich im Dezember des Jahres You Can Make Me Dance Sing Or Anything … auf Platz 12 der englischen Charts. Im April 1975 verlässt Rod Stewart England aus steuerlichen Gründen und wandert in die USA aus. Ron Wood geht mit den Rolling Stones auf US-Tournee, während Stewart sein Solo-Durchbruchs-Album „Atlantic Crosing“ aufnimmt. Im Oktober 1975 ist dann schließlich alles vorbei: Stewart steht das letzte Mal mit den FACES auf der Bühne und die Band verkündet offiziell ihre Auflösung. Der Rest ist Musikgeschichte: Rod Stewart startet als Solokünstler endgültig durch, Ron Wood steigt fest bei den Stones ein. Jones und McLagan versuchen mit Marriott erfolglos die Small Faces zu reanimieren, bis Jones 1979 für den verstorbenen Keith Moon bei The Who einsteigt. Ronnie Lane erkrankt an Multipler Sklerose und stirbt 1997.
Auch wenn andere Bands vielleicht erfolgreicher waren und länger durchgehalten haben, sind THE FACES die Schlüsselband einer ganzen Rockgeneration, indem sie die Keimzelle für die britische Rock- und Bluesbewegung der siebziger Jahre bildeten. Kaum eine andere Band überzeugte mit einer solchen Spiel- und Lebensfreude wie THE FACES. Bei der Laudatio für die Aufnahme der Small Faces und FACES in die Rock’n’Roll-Hall of Fame sagte Steven Van Zant (E-Street Band): „… für einen Haufen von Typen, die sich selbst nie allzu ernst genommen haben, haben sie seelenvollere und schönere Musik gemacht, als jede andere Band.“