Griff ist ein One-Woman-Powerhouse, versiert in Produktion, Songwriting und Visuals gleichermaßen, unverkennbar mit ihrem Bälle-Pferdeschwanz und dank ihrer „The Mirror Talk EP“ mit Future-Pop-Kräften ausgestattet. Einerseits ist Griff das bilderbuchmäßige Mädchen von nebenan, eine fleißige Einserschülerin aus der Nähe von Watford, die kürzlich ihren Schulabschluss machte. Andererseits hat sie etwas von einem jungen Einhorn. Schließlich ist sie es, die klarstellt: „Ich schmeiße den Laden hier. Darf ich das überhaupt sagen?“

„The Mirror EP“ reflektiert nicht nur eine Weisheit jenseits von Griffs Lebensjahren, sondern auch ein scharfes Auge für die Höhen und Tiefen der Teenagerjahre. Der Titeltrack beispielsweise thematisiert die in ihrer Generation oftmals gestörte Selbstwahrnehmung, untermalt mit einem kribbelnden Spinnennetz aus Bedroom-Beats; in „Didn’t Break It Enough“ fängt Griff das semi-masochistische Drama jugendlichen Liebeskummers ein. Es ist dieser philosophische Blick auf die Dinge – durchschimmernd auch in „Sound of Your Voice“–, der in Teilen durch Griffs ungewöhnliche Erziehung und den Prozess geprägt wurde, seine Andersartigkeiten lieben zu lernen. Geboren als Tochter chinesischer und jamaikanischer Eltern, wuchs Griff mit zwei Brüdern und den Pflegekindern der Familie auf (insgesamt nahmen sie an die 15 Kinder auf: „Es lehrt dich etwas über selbstlose Liebe“, sagt Griff). In all dem Trubel fand sie ihre Rückzugsräume darin, das Logic von ihrem Bruder zu auszuborgen, sich das Musikmachen beizubringen und unbemerkt von ihren Klassenkameraden Songs zu schreiben: viele von ihnen fanden tatsächlich erst nach der Radio-Premiere von „Mirror Talk“ bei Annie Mac heraus, was Griff die ganze Zeit über getrieben hatte.

Nun, da sie seit diesem Sommer ihren Schulabschluss in der Tasche hat, kann Griff endlich für jeden sichtbar ihre Fingerabdrücke hinterlassen – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn wie die „The Mirror Talk EP“ eindrucksvoll zeigt, verfolgt sie einen multidisziplinären Ansatz, der nicht nur das Produzieren der meisten Songs, sondern auch das Herstellen ihrer eigenen Bekleidung – zu sehen auf dem bestechenden Artwork –, das Drehen von Live-Visuals in ihrem winzigen Homestudio oder das Einbringen in die kreative Leitung einschließt. Es ist diese Furchtlosigkeit (gepaart mit den Hoffnungen und Ängsten jeder 18-Jährigen), die Griff wahrhaft besonders macht: ein absolut moderner, zupackender Popstar und damit Teil einer Generation, die bereit ist, die Führung zu übernehmen.