John The Blind

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Fragt man John The Blind alias John Ryan, so sagt er einem, dass er seit jeher eine wahre Identität gehabt hat: Musiker. Seine Bestimmung als Künstler war ihm so klar, dass er selbst über all die Jahre, in denen er einer der gefragtesten Songwriter in der Popmusik wurde und weltweit erfolgreiche Singles für Stars wie Harry Styles, Maroon 5, John...

Fragt man John The Blind alias John Ryan, so sagt er einem, dass er seit jeher eine wahre Identität gehabt hat: Musiker. Seine Bestimmung als Künstler war ihm so klar, dass er selbst über all die Jahre, in denen er einer der gefragtesten Songwriter in der Popmusik wurde und weltweit erfolgreiche Singles für Stars wie Harry Styles, Maroon 5, John Legend und Niall Horan schrieb, stets wusste: es war nur eine Frage, wann - und nicht ob - er sein eigenes Material veröffentlichen und seine Zukunft als Solo-Künstler zum Laufen bringen würde.

"Ich hatte das Gefühl, nicht meinen gesamten kreativen Muskel zu trainieren", sagt er über die Jahre, in denen er hauptsächlich Songs für andere Künstler schrieb und sich in den Abendstunden dem zuwandte, was John-The-Blind-Songs werden sollten. "Es gab immer noch Sachen, die ich mir von der Seele reden musste. Und ich musste es tun, bevor ich einen Rappel bekommen würde."

Popmusikfans können dem Musiker dankbar dafür sein, dass er diese Songs endlich in die Welt entlässt. Verankert in sanften Pianoklängen und begleitet von Staccato-Electro-Stichen, wurde das Falsett-getriebene "Two Months" Ryan zufolge von einer Fernbeziehung inspiriert, die er erduldete, nur um am Ende in einer achtwöchigen, intensiven Phase der Ungewissheit zu enden. "Es war Folter", sagt er heute darüber. "Zwei Monate am anderen Ende der Welt zu sitzen und auf ihre Entscheidung zu warten, ob wir überleben würden oder nicht." In ganz ähnlicher Manier offeriert Ryan im aufreizenden, aquatischen "Sticky" einem Schwarm, ihrer beider Leben in ein gehöriges Chaos zu stürzen, sollte sie sich dazu entschließen, alles für ihn zu riskieren.

Und was hat es mit dem Namen John the Blind auf sich? Die Bezeichnung bezieht sich auf einen antiken böhmischen König, der seine Schlachten blind kämpfte und von seinen Männern auf dem Rücken eines Pferdes zum Schlachtfeld transportiert wurde. "Und genau so ist auch mein kreativer Prozess", erklärt Ryan. "Ich begebe mich da rein, dem kreativen Prozess gegenüber komplett blind - und eine Stunde oder zwei später gibt es da plötzlich diesen Song." Genauso jedoch nimmt es Bezug auf seinen kompromisslosen künstlerischen Prozess; eine Metapher dafür, wie er dieses Projekt gleichermaßen als kreatives Kollektiv und Solo-Unterfangen betrachtet. "Es eröffnet mir neue Spielräume, wenn ein anderer Künstler oder Freund Teil des Projektes sein will", sagt er über die offenen Möglichkeiten von John the Blind.

Ein passender Ansatz, denn in der Kreativität hat Ryan schon lange seine Gemeinschaft gefunden. Aufgewachsen in Rochester, New York, suchte der junge Musiker Zuflucht in der Musik und "wenn die anderen Kids an einem sonnigen Tag andere Dinge taten, war ich in meinem dunklen Zimmer und machte Musik", erinnert er sich. "Das Wort ‚Karriere' kam mir dabei nie in den Kopf. Ich wusste nicht unbedingt, dass die Musik meine Bestimmung ist. Ich tat einfach, was ich fühlte. Ich tat es, weil ich das Gefühl hatte, es tun zu müssen."

Im Alter von 11 Jahren legte Ryan bereits einen eklektischen Musikgeschmack an den Tag: Pink Floyd, Radiohead, Wu-Tang Clan, Grateful Dead. Nur eines wusste der junge Ryan mit Sicherheit: "Ich wollte rappen und ich wollte Gitarre spielen und ich wollte singen. Ich wollte werden wie meine Helden". Er fand einen Geistesverwandten, in der Gestalt seines Freundes (und heute gerühmten Singer-Songwriters) Teddy Geiger, mit dem er eine lokal erfolgreiche Popband gründete.  Später, als er bereits das Berklee College of Music besuchte, wo er auch seinen Abschluss machte, entdeckte er seine große Liebe zu den Beatles ("Mein Gehirn dehnte sich im wahrsten Sinne des Wortes vor meinen Augen aus", erinnert er sich an das erste Mal, als er Abbey Road hörte) und blühte in der Umgebung anderer leidenschaftlicher Musiker auf, mit denen er schrieb und kreierte. "Mein Ziel war es, den Pfad der Inspiration statt der Gasse der Verzweiflung zu beschreiten", kommentiert er seinen Umzug nach Los Angeles in seinen frühen Zwanzigerjahren, wo er zunehmende Anerkennung als einer der meistrespektierten Songwriter der Popmusik erfuhr.

Sich selbst in eine derartig angreifbare Position zu begeben, ist für Ryan keine beängstigende Aussicht. Ganz im Gegenteil ist es so, dass der Sänger - der 2019 unermüdlich touren will - mit John the Blind genau diese öffentliche Zurschaustellung sucht. Sein Leben hat auf diesen Moment hingeführt und er wird sich nicht wegducken. "Ich bin immer der betrunkene Typ um 6 Uhr morgens, der die anderen zum Schmettern von Beatles-Songs animiert", lacht er. "Das ist mein Ding. Das sind die Momente, in denen ich schon immer geglänzt habe und es weiterhin werde."
 
Es ist genau dieses unbefangene, enthusiastische Kunstverständnis, das auch seiner kommenden EP zugrunde liegt, die 2019 über Atlantic Records erscheinen wird. Oder, wie der Musiker es sieht: die kommenden Monate sind der Gipfelpunkt einer mehrere Jahrzehnte langen Reise, die nicht weniger als die Erfüllung eines Traumes bedeutet.
 

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