Klaus Doldinger

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Klaus Doldinger und seine Musik kennen Millionen Deutsche, auch wenn sie es oft vielleicht gar nicht wissen: Die Tatort-Melodie zum Beispiel, die seit 40 Jahren zum sonntäglichen Fernsehritual gehört, stammt ebenso von ihm wie die Titelmusik von „Ein Fall für Zwei“ oder „Liebling Kreuzberg“. Auch einige der einprägsamsten  Werbe-Jingles der siebziger und achtziger Jahre entsprangen dem Genius des arbeitswütigen Saxophonisten,...

Klaus Doldinger und seine Musik kennen Millionen Deutsche, auch wenn sie es oft vielleicht gar nicht wissen: Die Tatort-Melodie zum Beispiel, die seit 40 Jahren zum sonntäglichen Fernsehritual gehört, stammt ebenso von ihm wie die Titelmusik von „Ein Fall für Zwei“ oder „Liebling Kreuzberg“. Auch einige der einprägsamsten  Werbe-Jingles der siebziger und achtziger Jahre entsprangen dem Genius des arbeitswütigen Saxophonisten, Komponisten und Bandleaders Klaus Doldinger. Man darf also mit Fug und Recht sagen, dass er deutsche Hörgewohnheiten weit über den Jazz  hinaus mitgeprägt hat. 

Und er fing früh damit an: Der 1936 in Berlin geborene Klaus Doldinger besuchte schon kurz  nach dem Krieg parallel zur Schule auch das Düsseldorfer Robert-Schumann-Konservatorium. Als 16-Jähriger gründete er 1952 mit einigen musikalischen Jazzfreunden seine erste Band, die Dixieland-Band „The Feetwarmers“. Stilistisch war diese Band am ehesten dem Chicago-Jazz zuzuordnen. Sie wurde schnell Seriensieger beim seinerzeit bedeutenden Düsseldorfer Amateur Jazzfestivals, mit dem fast gleichzeitig gegründeten „Oskar’s Trio“ gewann Doldinger in Brüssel auch den „Coupe Sidney Bechet“ - alles noch, bevor er überhaupt sein Abitur machte. Seine praktischen Erfahrungen vertiefte er danach mit einem einjährigen Eintauchen in die damalige Jazzclubszene u.a. in der Band von Dr.Roland Kovac gefolgt von einer  Ausbildung zum Tonmeister und einem Studium der Musikwissenschaften. In diese Zeit fällt seine erste USA-Tournee, bei der er sogar die Ehrenbürgerschaft von New Orleans erhielt.  

Aus seinem Oskar's Trio, in dem er Tenor Saxofon spielte und  mit dem er sich stilistisch mehr und mehr in die Musik der 60er Jahre entwickelte, entstand dann 1962 sein Klaus Doldinger Quartett mit Ingfried Hoffmann ( Piano/Hammond Orgel ), Helmut Kandlberger ( Bass ), Klaus Weiss ( Schlagzeug ). Letztere wurden Mitte der 60er Jahre durch Peter Trunk und Cees See ersetzt.  Das ein Jahr später erschienene Plattendebüt „Doldinger - Jazz Made in Germany“  markierte – nicht zuletzt dank des Produzenten und Labelchefs Siggi Loch, der für die nächsten 20 Jahre Begleiter und Förderer wurde – einen Meilenstein, der Doldinger zum international erfolgreichsten deutschen Jazzer machte. Dies sollte er für lange Zeit mit Alben wie "Doldinger in Südamerika” oder "Doldinger goes on” oder mit orchestralen Bühnenarbeiten bleiben, gehörte er doch bald darauf sozusagen zu den Erfindern des  Jazzrocks: Nach einem Intermezzo mit „Motherhood“ stand seine Band „Passport“  von 1971 an für eine eigene, funkig groovende und zugleich leicht psychedelische Spielart der Fusion-Musik. Sie galt als die deutsche Antwort auf „Weather Report“ und erlangte in der Besetzung mit Curt Cress am Schlagzeug, Wolfgang Schmid am E-Bass und Kristian Schultze an den Keyboards Weltruhm. Seither hat Doldinger neben anderen Projekten an dem Passport-Konzept  festgehalten; mehr als 30 LPs und CDs sowie der Löwenanteil der nahezu 3000 Liveauftritte und Tourneen durch über 50 Länder gehen auf das Passport-Konto. Inzwischen in der dritten und vierten Besetzungsgeneration  hat Doldinger der Band auch eine weltmusikalische Blutauffrischung angedeihen lassen. Remix-Alben und die (Wieder-)Begegnungen mit brasilianischer  und marokkanischer Musik  belegen seine  ungebrochene Neugier und Kreativität, auch noch mit 75. Was auch seine orchestralen Wanderungen zwischen Jazz und Klassik wie sein „Jazzconcertino“ beweisen. 

Doldingers Erfolgsrezept , das sich durch alle Etappen zieht: Er war und ist ein Musikkenner mit überragendem Gespür für Melodien, Sounds und Rhythmen, der das Aufgesaugte nicht nur in etwas originär Eigenes verwandeln, sondern auch in eine Form bringen kann, die ein großes Publikum anspricht. Unter dem Pseudonym Paul Nero war sich Doldinger schon in den Sechzigern  auch für Pop- und Unterhaltungsmusik nicht zu schade. Seit 1969 gehört er zu den gefragtesten Film- und Fernsehmusikern Deutschlands, er arbeitete mit  Klaus Lemke, Volker Schlöndorff, Hans W. Geissendörfer oder Reinhard Hauff - und immer wieder mit Wolfgang Petersen: Die Welterfolge „Das Boot“ und „Die unendliche Geschichte“ machten sowohl den Regisseur  wie den Filmmusiker zu Stars.  Heute nennt Doldinger nicht nur diverse Goldene und Platin-Schallplatten, Deutsche Schallplattenpreise, Jazz Awards, den Echo, den Bayerischen Filmpreis und den Grimme-Preis, sondern auch Bundesverdienstkreuz und Bundesverdienstorden sein eigen.  Denn als langjähriges  GEMA-Aufsichtsratsmitglied setzte er sich auch immer für die Belange der Kollegen ein.   

Doch allen vielfältigen Engagements und kommerziellen Erfolgen zum Trotz blieb der seit 1968 in Oberbayern lebende, bavarisierte Grandseigneur außer seiner zweiten großen Liebe (neben seiner Frau Inge), dem Jazz, stets treu – ob nun mit Passport, mit der deutschen Allstar Band „Old Friends“ oder bei überraschenden, Genre-überschreitenden  Begegnungen wie z.Bsp. auf seinen New York Alben mit Künstlern wie Tommy Flanagan oder Roy Ayers hörbar oder mit Hubert von Goisern,  auf die sich Klaus Doldinger bis heute immer wieder gerne einlässt, was auch seine gerade erschienene Discografie ( www.vkjk.de ) belegt. 

 

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