Lily Allen

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Nach einem Jahrzehnt als Popstar, mit zwei #1-Alben, drei #1-Singles und über fünf Millionen verkauften Tonträgern, ist Lily allen mit "No Shame" zurück, ihrem bisher persönlichsten, einfühlsamsten und reifsten Album. "No Shame" markiert eine Art Wiedergeburt für Lily, die nach einigen turbulenten Jahren einen Neuanfang wagte. Das Ergebnis sind eine Reihe wunderschön unpolierter, wahrhaftiger Pop-Songs, die den Bogen zurückschlagen zum...

Nach einem Jahrzehnt als Popstar, mit zwei #1-Alben, drei #1-Singles und über fünf Millionen verkauften Tonträgern, ist Lily allen mit "No Shame" zurück, ihrem bisher persönlichsten, einfühlsamsten und reifsten Album. "No Shame" markiert eine Art Wiedergeburt für Lily, die nach einigen turbulenten Jahren einen Neuanfang wagte. Das Ergebnis sind eine Reihe wunderschön unpolierter, wahrhaftiger Pop-Songs, die den Bogen zurückschlagen zum DYI-Spirit ihrer ersten beiden Alben "Alright, Still" (2006) und "It's Not Me, It's You" (2011).

"Auf den ersten beiden Alben hatte ich endlich ein Ventil gefunden, mich als die auszurücken, die ich war - und die ich zu sein dachte", erklärt Lily. "Und dann bekam ich Kinder, heiratete und wusste auf einmal nicht mehr weiter." Die verworrene Phase, welche auf die Veröffentlichung ihres dritten Albums "Sheezus" 2014 folgte, bezeichnet Lily daher scherzhaft als ihre Midlife-Crisis. "Es gibt ja diesen Satz ‚Ich bin zu schnell erwachsen geworden', und der traf definitiv auf mich zu. Das Leben beginnt mit 40, für mich begann es jedoch mit 32."

Nachdem sie eine weltweite Tour zu "Sheezus" beendet hatte, realisierte Lily, dass sie entlang des Weges etwas verloren hatte. "Es wurde einfach alles ein bisschen konfus und unübersichtlich. Bei ‚Alright, Still' und ‚It's Not Me, It's You' hatte ich diesen Druck nicht. Ich habe keine derartigen Blockaden verspürt. Ich habe einen winzigen Vertrag unterschrieben. Ich wollte Teil von Thamesbeat sein. Ich dachte, eines Tages könnte ich mal Jamie T oder die Mystery Jets supporten", lacht sie.

Für "No Shame" wusste sie, dass es an der Zeit war, zurück zu den Ursprüngen zu kehren. Das Album war seit vier Jahren in der Mache, beginnend 2015 in einem angemieteten Haus in Los Angeles, wo sie und ihr langjährigen Kreativpartner Fryars sich ausschließlich auf das Schreiben von Songs konzentrierten, bevor sie sich im Anschluss zurück nach London begaben, wo Lily ihren eigenen Studioraum einrichtete. "Es war gut, mit Fryars zu beginnen, es dann mit zurückzubringen und mich allein dranzusetzen, ohne den Druck einer anderen Person im Raum zu spüren, die denkt: ‚Wann schreibt sie denn mal etwas?'. Ich wollte darüber nachdenken und ich wollte, dass es so wahrhaftig wie möglich klingt. Es braucht Zeit, diese Dinge herauszufinden."

Nachdem sie in Los Angeles mit Mark Ronson und Ezra Koenig von Vampire Weekend an dem tiefempfundenen Liebesbrief "My One" gearbeitet hatte, wurde der Großteil des übrigens Albums in London aufgenommen. Durch Lilys Plattenlabel Bank Holiday kam eine Reihe von Personen regelmäßig im Studio vorbei, wodurch es sich praktisch von selbst ergab, dass sie Teil des Albums wurden: "P2J, Fryars, Sam von Get Cape, Cass Lowe, der ganz wunderbar war, Show und Prove... Wir haben uns dort einfach unsere eigene kleine Welt erschaffen. All diese Erfahrungen, das gesamte Songwriting, jeder, der involviert war - der ganze Kram, der es auf die Platte geschafft hat, ist ziemlich ungezwungen und ohne den ganzen Bullshit entstanden."

Dasselbe gilt für die sorgsam ausgewählte Gästeliste des Albums. Lily und Gigs waren bereits lange vor dem ersten Kennenlernen Fans ihrer gegenseitigen Arbeit gewesen und sie schreibt dem Rapper weit mehr als nur seine Zeilen auf "Trigger Bang" zu: "Er hat mit einer Ehrlichkeit zu mir gesprochen, die andere nicht besitzen. Mitten in meiner Identitätskrise, die sich auch musikalisch abspielte, war er ein entscheidendes Zahnrad, um die ganze Sache zum Laufen zu bringen. Er gab meinem Selbstbewusstsein einen großen Schub. Er ließ mich denken: geh einfach ins Studio und schreib ein paar großartige Songs." Mit dem nigerianischen Dancehall-Star Burna Boy, der auf "No Choice" mitwirkt, kam sie über Twitter in Kontakt. Und die Londoner Rapperin Lady Chann ist auf "Waste" zu hören, ein lebhafter, Dancehall-gesprenkelter Track, der Erinnerungen an den ebenso lieblichen wie schneidenden Esprit der LDN-Ära wachruft, während Lily ihre Gegner in die Schranken weist: "Who the fuck are you though? I should have never ever ever let you get too close..."
   
Der Luxus, ihre eigene Zeit und ihren eigenen Raum zu haben, legte eine neue emotionale Offenheit in Lily frei. "Ich kann einen halbwegs großartigen Song schreiben und ihn dann mit einigem anderen Bullshit fertigmachen", lacht sie, "und das habe ich mehr als einmal getan. Nun aber war ich in der Lage, hier zu sitzen, den Bullshit von mir fernzuhalten und es so wahrhaftig wie möglich zu machen. Das war mein Ziel." Im Ergebnis ist "No Shame" ein aufrichtiges, schonungslos ehrliches Album mit Songs, die das Ende ihrer Ehe, ihre Gefühle als Mutter, Geschichten von übertriebener Feierei, dem Gewinnen und Verlieren von Freunden thematisieren und denen unter dem Strich das Gefühl einer Katharsis innewohnt. "Ich muss mich für nichts von dem schämen, was ich sage", erklärt sie die Freimütigkeit, die auch titelgebend für das Album wurde.

"Ich glaube, dass wir Menschen uns durch Dinge arbeiten, indem wir über sie sprechen. Und genauso funktioniert es für mich auch mit der Musik. Es geht darum, Dinge zu teilen von denen du hoffst, dass sie dich mit anderen Menschen verbinden - und nicht etwa mit Algorithmen. Ich glaube, wir sind heutzutage in der Art, wie wir uns ausdrücken, so sehr von außen gesteuert, weil wir uns so davor fürchten, was zurückkommt. Das zu erkunden, war schon immer mein Interesse. Deshalb habe ich damit einst angefangen, als sich alles noch wesentlich freier anfühlte.

Im Ergebnis sprechen viele der Songs auf "No Shame" für sich selbst, angefangen mit dem ersten Stück "Come On Then", einer wütenden Erwiderung auf die Beleidigungen, die Lily über die Jahre an den Kopf geworfen wurden. "What exactly are you trying to prove when what you say's so far away from the truth?", singt sie, während sich ihr hartes Äußeres in Stücke auflöst. "If you go on record saying that you know me, then why am I so lonely, cos nobody fucking phones me?"

Auch das schemenhafte, zurückgenommene "Higher" zeigt eine äußert verwundbare Lily. "Ich habe all die Kostümierungen weggelassen", erklärt sie zur bloßen Schlichtheit des Tracks. "Meine Herangehensweise an alles war: warum ist das da, muss nicht sein. Hat keine Funktion. "Higher" ist ebenso wie "Apples" so schlicht wie es fragil ist. "Es war eines der Stücke, bei denen ich einfach nur vorm Mikrofon stand und kleine Schlüsselwörter herauskamen."

"Family Man", eine wunderschöne, Piano-getragene Erzählung, ist der klassischste "große Ballade"-Moment des Albums und zugleich einer der ersten Songs, den Lily für "No Shame" schrieb. Sie hatte ihre "Sheezus"-Tour gerade abgeschlossen und begann in L.A. mit dem Songwriting, obwohl sie in Wahrheit viel lieber zu Hause bei ihren beiden Kindern gewesen wäre. "Es war so derartig offensichtlich, dass ich gleich am ersten Tag einen Song darüber schrieb", lächelt sie. Ob sie selbst der ‚family man' ist, bleibt absichtlich im Ungefähren. "Der Song hat mehrere Ebenen. Ist es, dass sie in der Familie die Männerrolle angekommen hat? Ich hatte definitiv diese ‚what happens on tour stays on tour'-Mentalität, hatte aber damit zu kämpfen und dachte dann bei mir: warum solltest du, wenn die Männer seit jeher damit durchkommen? Viele Fragen."

Das ebenso herzzerreißende "Three" wirft einen anderen Blick auf dieselbe Situation, indem es ihren eigenen Blickwinkel ändert. "Ich hatte zuvor noch nie aus der Perspektive einer anderen Person geschrieben, daher war es eine interessante Herausforderung. Ich weiß auch nicht, wie ich darauf kam", sagt Lily. "Ich denke, es ist selbsterklärend."

Beschäftigt sich die erste Hälfte des Albums mit Verlust und gebrochenen Herzen, so dreht sich die zweite Hälfte in Richtung Optimismus und Veränderung, sowohl klanglich als auch textlich. "Als ich mit dem Schreiben des Albums begann, war ich in einer traurigen, düsteren Verfassung. Das Album könnte gewissermaßen um Mitternacht beginnen und wie man es irgendwie zum Ende des Tages schafft. Es war eine reinigende Erfahrung für mich. Daran gibt es keinen Zweifel. Es beginnt an einem dunklen Ort, aus guten Gründen, und endet - ebenfalls aus guten Gründen - an einem optimistischeren Ort."

Als die Nacht dem Tag weicht und die Dunkelheit dem Licht, endet das Album mit optimistischen Geschichten über Liebe, Versöhnung und Empowerment: "My One" und "Pushing Up Daisies" sind fröhliche, romantische Würdigungen ihres Beziehungspartners, der letzte Song "Cake" schlägt den Bogen zu "Smile" und formuliert eine Art Manifest, wie man auch angesichts von Hindernissen und Straßensperren die Kontrolle zurückgewinnen kann. "Eventually you'll get a piece of that patriarchy pie", singt sie. "I can't see no reason you can't have your cake and eat it". Der Song markiert einen starken und ermutigten Abschluss des Albums, der keinen Zweifel daran lässt, wer hier wieder das Sagen hat. "Ich dachte mir, es wäre schön, mit etwas Zwanglosem und Positiven zu enden", sagt sie dazu.
   
Unter dem Strich bringt "No Shame" Lily dahin, wo sie angefangen hat - zu einer Offenheit, einer Liebe zur Musik und einer Form des Ausdrucks, die sich freimacht von den Erwartungen dessen, wer oder was sie zu sein hat. "Der Prozess des Musikmachens hat in diesem Fall ohne Zweifel großen Spaß gemacht", sagt sie zufrieden. "Ich habe mich mit Menschen umgeben, die ich respektiere und die, so denke ich, mich respektieren. Es fühlt sich wie ein Findungsprozess an: was will ich tun und warum will ich es? Er brauchte vier Jahre, aber am Ende hatte ich es."

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