Major Lazer

„Wir machen nicht die Welt kleiner“, sagt Walshy Fire, ein Drittel des globalen Hit-Giganten Major Lazer. „Wir machen die Party größer“.
Für Major Lazer, zu denen außerdem Diplo und Jillionaire zählen, ist dies ein hehres Unterfangen, und so bringt das Trio seine ausgeklügelte Fusion von karibischer und amerikanischer Musik – trinidadischer Soca, jamaikanischer Reggae, amerikanischer Hip-Hop und Dance Music –...
„Wir machen nicht die Welt kleiner“, sagt Walshy Fire, ein Drittel des globalen Hit-Giganten Major Lazer. „Wir machen die Party größer“.
Für Major Lazer, zu denen außerdem Diplo und Jillionaire zählen, ist dies ein hehres Unterfangen, und so bringt das Trio seine ausgeklügelte Fusion von karibischer und amerikanischer Musik – trinidadischer Soca, jamaikanischer Reggae, amerikanischer Hip-Hop und Dance Music – auf die Tanzflächen dieser Welt. Über die letzten zehn Jahre hat sich die Gruppe von einem notorisch wilden Nebenprojekt zum größtem Musik-Act der Welt entwickelt, u.a. durch die Multiplatin-Hits „Cold Water” (feat. Justin Bieber und die dänische Singer-Songwriterin MØ) und „Run Up” (mit Nicki Minaj und PARTYNEXTDOOR). Mit einem lodernden Gesangseinsatz von MØ und den messerscharfen Beats des französischen Producers DJ Snake brach ihre 2015er-Single „Lean On“ zunächst Rekorde für Indie-Songs im Popradio, um am Ende zu einem der erfolgreichsten Songs der 2010er-Jahre zu werden: ein weltweiter, epochemachender Smash-Hit.
Der unglaubliche Erfolg hat die drei nicht davon abgehalten, weiterhin ihr Ziel klar im Blick zu behalten: innovative Musik für den gesamten Planeten zu machen. „Wir kreieren eine ganz bestimmte Karnevalsatmosphäre für die Leute, wie eine karibische Party, bei der du in den Straßen tanzt“, sagt Diplo. „Das ist der Vibe, den wir erschaffen wollen, die Sprache, die wir versuchen zu schreiben. Es klingt anders als der ganze Rest da draußen, weil niemand vor uns je diese Art von Fusion betrieben hat. Daher gibt es auch keinen Fahrplan. Wir wissen nicht immer, ob wir richtigliegen, aber wir machen einfach immer weiter.“
Nach allem, was man bisher weiß, liegen die Musiker, die zusammen Major Lazer bilden, exakt richtig. Sie haben mit Künstlern von jedem Kontinent zusammengearbeitet (okay, außer aus der Antarktis) – einige von ihnen bekannt, andere auf dem Weg nach oben: Beyoncé, Justin Bieber, Nicki Minaj, Ariana Grande, Snoop Lion, Pharrell Williams, Sean Paul, Vampire Weekends Ezra Koenig, Ellie Goulding, Travis Scott, 2 Chainz, Vybz Kartel sind nur einige der Namen. Indem sie diese lose Gemeinschaft ähnlich abenteuerfreudiger Künstler zusammenbringen – die allesamt dabei helfen, die Party genauso wie die Möglichkeiten von Popmusik zu erweitern –, sind Major Lazer zu weit mehr als nur einem amerikanischen Pop-Act geworden. Ihre Reichweite ist längst global, mit Milliarden von Streams quer durch alle Plattformen und #1-Singles rund um die Welt. Im März 2016 spielte das Trio vor mehr als einer halben Million Fans in Havanna, Kuba – ein historisches Event, das in der neuen Dokumentation „Give Me Future“ festgehalten ist.
„Wir waren die erste amerikanische Band, die da unten ein Konzert gespielt hat, nachdem Obama die diplomatischen Beziehungen wiederaufgenommen hat“, sagt Jillionaire. „Fast ganz Havanna war da, einige Leute, weil sie Fans waren, andere einfach nur, um das Spektakel zu genießen. Da waren Menschen, soweit das Auge blickte und die Musik reichte, und jenseits davon waren noch mehr Leute.“
Das Trio hat stets gewaltige musikalische Ambitionen gehabt, doch das Ausmaß des Erfolges den sie erreicht haben, bleibt schwindelerregend. Major Lazer hatten ihre bescheidenen Anfänge als ein Nebenprojekt, in dem Diplo (bürgerlicher Name Wes Pentz) seine Liebe zur jamaikanischen Musik erforschen konnte. Nach dem Erfolg seines zweiten Albums „Florida“ (2004) und Produktionstätigkeiten für M.I.A. und Santigold gründete er mit dem britischen DJ Switch und Hypeman Skerrit Bwoy die Gruppe, der schnell ein Ruf für unfassbare Live-Shows und einen unersättlichen musikalischen Appetit vorauseilte. Sie verschlangen alles, was ihren Pfad kreuzte, von Dubstep und Surf-Rock über Moombahton bis hin zu Samples von wiehernden Pferden.
Für ihre erste Tour verpflichtete die Gruppe den trinidadischen DJ Jillionaire (alias Christopher Leacock) als ihren MC. „Wir hatten zwei DJs, zwei Tänzerinnen, und ich hatte die Crowd“, erinnert er sich. „Es ist kurios, jetzt auf das Setup zurückzublicken. Nach der Tour bin ich zurück nach Hause gekommen und dachte, ich kann entweder in Trinidad bleiben und mir einen echten Job suchen oder ich kann herausfinden, was es mit diesem DJing auf sich hat. Ich habe mich für Letzteres entschieden.“ Am Ende gesellte er sich Vollzeit zum Line-Up der Gruppe und brachte intellektuellen Spirit ebenso wie verspielte Soca-Rhythmen in die Musik ein.
Major Lazer veränderten und entwickelten sich, verloren zwei ihrer Gründungsmitglieder, gewannen dafür aber Jillionaire und Walshy Fire hinzu. Geboren in Kingston, Jamaika und aufgewachsen in Florida, ist Leighton Walsh Major Lazers Street Team und Hypeman, ein gnadenlos energiegeladener MC, der eine Zuschauermenge von jeder erdenklichen Größe in Wallung bringen kann. „Ich bin als Fan zur Musik gekommen, indem ich zu Partys und in die Dancehall gegangen bin“, sagt er. „Ich begann, Dancehall-Kassetten in den Straßen zu verkaufen. Ich bin einfach mit dem Radio und einer Kiste voller Tapes herumgelaufen“. Zunächst verfolgte er jedoch eine Karriere in Computertechnologie und begann sogar, bei IBM zu arbeiten, bevor er sich voll der Musik widmete und das bahnbrechende Soundsystem Black Chiney in Miami mitbegründete. Er und Diplo hatten einige Male zusammengearbeitet und dann „rief mich Wes an und fragte, ob ich eine Show mit ihm spielen wollte. Ich ging hin und dachte, es werden ein oder zwei Shows, nichts Langfristiges. Aber es war Liebe auf den ersten Blick und hier bin ich, Jahre später.“
Für sich genommen, sind sie drei unverwechselbare Künstler mit besonderen Perspektiven, die in der lebendigen Kultur der Karibik verwurzelt sind, allesamt auch in Projekten außerhalb von Major Lazer involviert und jeder in einer anderen Stadt beheimatet: Diplo in L.A., Jillionaire in New York, Walshy Fire in Miami. Zusammen jedoch sind sie etwas Einzigartiges, etwas, das größer ist als die Summe seiner Einzelteile. Auf dem 2015er Durchbruchsalbum „Peace Is the Mission“ positionierten sie sich als globale Supergroup für das 21. Jahrhundert, die unbändig einfallsreiche – und einfallsreich unbändige – Songs erschuf, die eine neue Messlatte für Popmusik legte. „Wir beobachten stets genau, was um uns herum passiert und sind dem Rest immer einen Schritt voraus, wenn es um das Finden neuer Sounds geht“, sagt Diplo. „Musik ist so schnell in Bewegung und Songs werden über Nacht zu Hits. So wird es von jetzt an sein, und damit möchten wir arbeiten, nicht dagegen, Song für Song.
„Einer der Vorteile, heute in solch einer globalen Situation zu sein ist, dass wir in Indien, Afrika und der Mongolei gespielt haben, und jeder versteht einander“, sagt Walshy Fire. „Die Musik läuft nicht mehr, als käme sie von irgendeiner exotischen Kultur. Wir versuchen einfach sicherzustellen, dass jeder miteinander arbeitet, reagiert und kommuniziert, wenn es um Musik geht.“
In anderen Worten: Diese Party hat gerade erst begonnen.