Das erste Album seit 13 Jahren: Madrugada kündigen "Chimes at Midnight" an

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Madrugada haben die Veröffentlichung ihres ersten neuen Albums seit 2008 angekündigt. Das Werk trägt den Titel "Chimes at Midnight", erscheint am 28. Januar 2022 und kann ab jetzt vorbestellt werden. Die norwegische Band fand hatte 2019 über zehnjähriger Abstinenz wieder zusammengefunden, um das 20-jährige Jubiläum ihres Debütalbum-Klassikers „Industrial Silence" mit einer umfangreichen Comeback-Tournee durch Europa zu feiern, machten sie zwei erfreuliche Feststellungen. Erstens: das Interesse an ihrer Band hatte in ihrer Abwesenheit nicht nachgelassen, ganz im Gegenteil – auf dem europäischen Kontinent hatte es sogar zugenommen. Und zweitens: sie liebten es, wieder zusammen zu sein. Nie in den knapp 25 Jahren seit der Gründung hatte es so viel Spaß gemacht, in Madrugada zu sein.

Sänger und Gitarrist Sivert Høyem dazu: „Es war, als sich ob das letzte Puzzleteil an seinem Platz eingefügt hätte. Ich hatte mich auf der Bühne noch nie so wohl gefühlt. Es war überhaupt kein Stress, ganz anders als früher, wo ich immer großen Stress empfunden habe.“ Die Tour war ein wahrer Triumphlauf, mit ausverkauften Shows in ihrem Heimatland Norwegen, vielen Festival-Terminen und einer Vielzahl von Konzerten in ganz Europa, wo die Band nun Hallen ausverkaufte, die doppelt so groß waren wie die Venues, in denen sie früher gespielt hatten.

Zehn Jahre nach der Bandauflösung infolge des Todes von Gitarrist Robert Burås verspürten die drei verbliebenen Gründungsmitglieder – Høyem, Frode Jacobsen (Bass) und Jon Lauvland Pettersen (Schlagzeug) – eine neue Energie und waren bereit für mehr. Sie wollten weitere Konzerte spielen. Dafür musste neue Musik gemacht werden. Denn darin waren sie sich einig: sie wollten nicht ewig weiter auf der Nostalgiewelle surfen. Und so kam es, dass Madrugada, eine Band, die normalerweise eine halbe Ewigkeit braucht, um sich selbst auf die kleinsten Dinge zu einigen, im Dezember 2019 von der Bühne direkt zurück in den Proberaum eilten.

Zusammen mit Produzent Kevin Ratterman (Ray LaMontagne, My Morning Jacket, The Flaming Lips) erarbeiteten sie die Songs, zunächst vor Ort in L.A. – in einem legendären Studio, in dem schon Klassikeralben von Led Zeppelin, Fleetwood Mac, The Doors und den Rolling Stones entstanden waren – und nach dem Corona-bedingten weltweiten Shutdown aus Norwegen über Zoom und einen Großbildfernseher, mit Ratterman und dem amerikanischen Team auf der einen Seite in Los Angeles und Madrugada auf der anderen in Oslo, Norwegen. Frustrierend? Oh ja. Aber der Esprit de Corps blieb stark. Und schließlich war ein Album im Kasten, mit dem alle Beteiligten hochzufrieden waren.

Es versteht sich von selbst, dass Høyem, Jacobsen und Pettersen die Abwesenheit von Robert Burås bei der Arbeit an den neuen Songs schmerzlich bewusst war, persönlich ebenso wie fachlich. Doch was hat sich seit dem bisher letzten Album „Madrugada" (2008) und „Chimes at Midnight“ sonst noch verändert?

„Die Songs sind ein Abbild dessen, wer wir im Hier und Jetzt sind“, gibt Høyem zu Protokoll. „Wir sind älter. Wir sind alle Väter. Ich glaube, ich habe eine differenziertere Sicht auf das Leben als vor 20 Jahren, eine größere Fähigkeit, mehr als nur eine Sache gleichzeitig zu fühlen. Die Ästhetik von Madrugada war sehr New York City und Berlin, wir waren eine Punkband, die den Blues spielte. All diese Elemente sind weiterhin da. Doch dieses Mal verspürten wir einen Reiz, uns stärker den verträumten Aspekten unseres Schaffens zu widmen. Die Stadt, in der wie aufgenommen haben, hat uns darin bestärkt.“

Das Resultat sei jedoch „kein konzeptionelles Album“, wie Jacobsen mit Blick auf „Chimes at Midnight" sagt. „Es weist nicht in eine bestimmte Richtung, was es für mich auf eine Art speziell macht. Eines hat es jedoch hat es mit all unseren Alben gemein: es ist dafür gemacht, live gespielt zu werden“.

„Ich glaube, es hat vielleicht einen stärkeren Singer-Songwriter-Vibe“, sieht auch Lauvland Pettersen Unterschiede zu den vergangenen Werken der Band. „Wenn ich eine Ballade schreiben und ihr die volle Orchester-Behandlung angedeihen lassen möchte, steht mir das frei. Es hatte sogar einen therapeutischen Effekt. Die Konzerte waren das reine Vergnügen, das Album gab mir jedoch das Gefühl, mit etwas abschließen zu können.“

Und wenn es so etwas wie einen idealistischen Überbau gibt, so ist es Høyems, Jacobsens und Pettersens Respekt vor ihrer gemeinsamen Geschichte. „Ich hatte schon immer romantische Vorstellungen von Bands im Allgemeinen – und von unserer Band im Speziellen“, so Jacobsen. „Ich wollte nie Musik außerhalb von Madrugada machen. Ich wollte sie mit den Leuten machen, die der Grund waren, warum ich damals mit all dem angefangen habe.“