Gabriel Kahane verabschiedete sich ein Jahr vom Internet – und verarbeitet seine Erfahrungen im Album "Magnificent Bird"

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Komponist, Sänger und Songwriter Gabriel Kahane hat die Veröffentlichung seines neuen Albums „Magnificent Bird“ für den 25. März angekündigt, sein insgesamt fünftes und zweites für Nonesuch Records. Das Album dokumentiert den letzten Monat eines Jahres, das Kahane fernab des Internets verbrachte. In seinem persönlichsten Album seit dem 2011 veröffentlichten „Where are the Arms“ bewegt sich Kahane in einem Spannungsfeld zwischen ruhigen, häuslichen Angelegenheiten und dem aufgewühlten Chaos einer Nation und eines Planeten in der Krise.

In „Sit Shiva“, der ersten Single des Albums, umgeht Kahane die Regeln seiner digitalen Auszeit, um online den Tod seiner Großmutter mütterlicherseits zu betrauern. In typischer Manier gelingt es ihm, das Pathos der familiären Trauersituation um Momente von Humor und Anmut zu bereichern.

Im Oktober 2020, dem letzten Monat seines Tech-Sabbaticals, nahm sich Kahane vor, jeden Tag einen Song zu schreiben.  „Ich wollte zum Ende dieses Experiments einen akustischen Gehirnscan erstellen“, erklärt er, „und mir selbst zugestehen, eher über die kleinen Dinge zu schreiben, anstatt den Versuch anzustellen, die schiere Größe dieses Moments in große Aussagen zu destillieren.“

„Meine Internet-Auszeit entstand aus der Überzeugung, dass unsere digitalen Geräte die Fiktion verstärken, Bequemlichkeit und Effizienz würden einen Wert an sich darstellen. Das hat eine ganze Reihe praktischer Auswirkungen – auf die Klimakrise, auf Ungleichheit, auf unsere (Un-)Fähigkeit, uns in anderen zu sehen und die Art von Koalitionen zu bilden, die für eine gerechtere Welt erforderlich sind.  Ich wollte das alles hinter mir lassen, nicht als einen weiteren Ausdruck von Techno-Pessimismus, sondern auf der Suche nach einer positiven Alternative“, so Kahane.

„Da liegt auch die Verbindung zu ‚Book of Travelers‘“, fügt er mit Blick auf sein Nonesuch-Debüt von 2018 an.  Das Album, vom Rolling Stone als „atemberaubendes Porträt eines einzigartigen Moments in Amerika“ gepriesen, dokumentiert eine 8.980 Meilen lange, von Kommunikationsgerätschaften freie Bahnreise im Anschluss an die Präsidentschaftswahlen 2016.  „Ich wollte unvermittelte Interaktion mit Fremden, also bin ich diese Reise ohne mein Telefon angetreten.  Irgendwo in New Mexico dachte ich: ‚Wow, das macht wirklich etwas mit mir. Ich sollte das länger als dreizehn Tage lang machen.“

Die Gästeliste von „Magnificent Bird“ umfasst ein Dutzend Namen, darunter die Komponist:innen/Musiker:innen Nathalie Joachim und Pekka Kuusisto, der gefeierte Klarinettist Anthony McGill, die Avant-Folk-Größen Sam Amidon und Holcombe Waller, die langjährigen Kolleg:innen Gabriel Cabezas, Casey Foubert, Alex Sopp und Elizabeth Ziman sowie Tontechniker Joseph Lorge. Die Aufnahmen spiegeln ein zentrales Paradox des Albums wider: Eine Reihe von Songs, geschrieben in selbst auferlegter Isolation, wurden durch genau jene Technologie zum Leben erweckt, die Kahane gemieden hatte.  „Jede Person, die auf dem Album mitspielt, liebe ich als Mensch ebenso wie als Musiker:in. Ganz ehrlich? Ich habe nach der ewigen Isolation einfach nur eine Ausrede gesucht, um mit meinen Freunden in Kontakt zu kommen.  Es war fast zweitrangig, sie dann auch noch zu einer Mitwirkung auf dem Album zu bewegen, das wie eigentlich immer bei mir ein purer Ausdruck von Gemeinschaft ist.“