Wo Haisenberg hingeht, nimmt er am besten den "Schalldämpfer" mit

News-Titelbild - Wo Haisenberg hingeht, nimmt er am besten den "Schalldämpfer" mit

"Lass die Aasgeier fressen, was den Hunden nicht geschmeckt hat". Uff. Haisenberg trägt Ledermantel und Sonnenbrille, ein Sarg blitzt in der düsteren Szenerie auf, von irgendwoher schallen gedämpfte Schüsse und teuflisches Gelächter. Auf "Intro", dem allerersten, aber umso eindrücklicheren Lebenszeichen des Offenbachers, lässt Haisenberg nun "Schalldämpfer", sein persönliches "Dis wo ich herkomm" folgen.

In "Intro" war die Nacht bereits angebrochen, in "Schalldämpfer" erreicht sie nun ihre finsterste Stunde. War "Intro" mehr Storyteller auf dramatischem Trap-Beat, bringt "Schalldämpfer" jetzt mit wahnwitziger Südstaaten-Ästhetik Köpfe zum Nicken: die 808 Drum-Maschine knallt wie das Orange Haze, das Piano-Sample-Gerippe strahlt denselben, maximal unterkühlten Vibe aus, den auch Haisenbergs prägnant-brutale Punchlines vermitteln. In seiner Welt sind – und auch das erinnert ans Memphis der Neunzigerjahre – funkelnd rote Augen die einzigen Lichtblicke in sonst restloser Dunkelheit. 

Wo Paranoia und Verruchtheit eine unglückselige Melange bilden, wo es nach Angst stinkt, Sechzehnjährige "Stein verkaufen" und sogar der Richter konsumiert, ist das Messer "kein Accessoire", ist die Depression längst der Gleichgültigkeit gewichen und ein Platz im Fegefeuer schon mit Eintritt ins Erwachsenenalter reserviert. Dass Haisenberg mit eigenen Augen in diese Abwärtsspirale geblickt hat und nicht nur in Kritikerkreisen als Riesentalent gehandelt wird, beweisen die Gastauftritte diverser Straßenrap-Größen im Video zu "Schalldämpfer": neben Kolja Goldstein, Mocro5th, Twin und Aje gibt sich darin sogar Haftbefehl die Ehre.

Und so absurd es ob der nervenstrapazierenden Atmosphäre, all der Totenköpfe und der Leichenwagen auch klingen mag, ist "Schalldämpfer", dieses zweite Erdbeben in der jungen Karriere von Haisenberg, sogar tanzbar.