17. Juli 2023

"Zu zweit"? Ist wie ein Strick um den Hals, muss IMMI feststellen

Einmal mehr befindet sich das "Kotti-Kind" in einer misslichen Lage.

News-Titelbild - "Zu zweit"? Ist wie ein Strick um den Hals, muss IMMI feststellen

© Robert Wunsch

Der Weg zu zweit sei halb so weit, haben sie gesagt. IMMI kann das ganz und gar nicht bestätigen. Einmal mehr befindet sich das "Kotti-Kind" in einer misslichen Lage, einmal mehr sucht er vergeblich nach seinem verloren gegangenen Lächeln, einmal mehr meint er geradewegs ins Verderben zu schlittern. 

IMMIs neue Single "Zu zweit" beschreibt ein toxisches Abhängigkeitsverhältnis, eine Art zerstörerische Zwangsehe, einen Pakt mit dem Teufel — bildgewaltig, gestochen scharf und doch mehrdeutig. Tatsächlich gelingt es IMMI, über den gesamten Song hinweg offen zu halten, mit welchem Antagonisten er es konkret zu tun hat. Sind es die Rauschmittel, von denen sich IMMI einst Befreiung, Ruhe und Halt versprach und die ihn nun schrittweise zugrunde richten? Ist es ein falscher Freund, der sich mit der Zeit als "Strick um den Hals" entpuppt, ihn hintergangen, seinen Fame ausgenutzt hat? Hat IMMI Stress mit dem inneren Schweinehund, der ihn immer wieder in den Sündenpfuhl treibt und für innere Leere, dunkle Augenringe, Exzess und Gewissensbisse sorgt? Oder spricht IMMI doch — sozusagen ganz klassisch — von einer romantischen Liebesbeziehung, die ihm Ruf und Eigenheim kostete und ihn am Ende auch seelisch gebrochen hat? "Zu zweit" beantwortet diese Frage nicht final und ist gerade deshalb so spannend, so tragisch, auch so zugänglich: "du verlässt nie meine Seite, obwohl ich es will".

IMMI gelang es schon im Zuge der letzten beiden Singles "Narben" und "OMG", leidig-komplexe Gefühlszustände eins zu eins in mitreißende Gesangsperformances zu übersetzen. Der Kreuzberger Lonely Wolf fleht und wütet mitreißend und regellos, formt mit seiner unverwechselbaren Kreissägenstimme aber dennoch mustergültige Melodien, die sich durch ihre besonderen Taktungen direkt im Hinterkopf festsetzten und allein dadurch in der deutschsprachigen Musiklandschaft ihresgleichen suchen. Parallel dazu sind IMMIs poetisch- selbstreflexive Texte an Ehrlichkeit kaum zu übertreffen — "ja, es war dumm von mir, zu denken, dass ich sicher bin in deinen Händen". Untermalt von einem balladig-melodramatischen und Gitarren-basierten Beat aus dem Hause BLURRY & BABYBLUE gelingt es IMMI auch mit "Zu zweit", Tränendrüsen zu aktivieren und trotzdem nicht an Credibility einzubüßen.

Unten gibt es das Musikvideo zu sehen. 

@immi030 Komm nicht zu spät sonst bin ich weg #CapCut #rap #newmusic #deutschrap ♬ Originalton - IMMI