Polskie Nagrania (Polish Jazz)

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Polen nimmt eine Sonderstellung im europäischen Jazzgeschehen ein, und das aus mehreren Gründen. Nach jahrhundertelanger Teilung erst nach dem Ersten Weltkrieg als Staat neu gegründet, wurde der Jazz schon früh zu einem wichtigen Teil der kulturellen Identität unseres östlichen Nachbarlandes. Eng verbunden mit der äußerst produktiven polnischen Filmindustrie, entfaltete der Jazz bereits in den 1920er Jahren ein unverwechselbares Idiom zwischen...

Polen nimmt eine Sonderstellung im europäischen Jazzgeschehen ein, und das aus mehreren Gründen. Nach jahrhundertelanger Teilung erst nach dem Ersten Weltkrieg als Staat neu gegründet, wurde der Jazz schon früh zu einem wichtigen Teil der kulturellen Identität unseres östlichen Nachbarlandes. Eng verbunden mit der äußerst produktiven polnischen Filmindustrie, entfaltete der Jazz bereits in den 1920er Jahren ein unverwechselbares Idiom zwischen polnischer Klassik und Folklore, jiddischer Musik und Tango sowie amerikanischen Vorbildern, die sich bis 1939 eigenständig entwickeln konnte.

Nach deutscher Besatzung und Stalinismus knüpfte der polnische Jazz ab 1956 an diese Tradition an. Musiker wie der Posaunist Andrzej Kurylewicz sowie die Pianisten Andrzej Trzaskowski und der vor allem durch seine Hollywood-Soundtracks international anerkannte Pianist Krzysztof Komeda trugen dazu bei, vor anderen europäischen Ländern ein genuines Jazz-Idiom zu formulieren. Komeda starb bereits 1969, doch Mitstreiter aus seinen Bands wie die Saxofonisten Zbigniew Namysłowski und Janusz Muniak, Geiger Michał Urbaniak, Pianist Adam Makowicz und Trompeter Tomasz Stańko sollten über Jahrzehnte nicht nur den Ton im polnischen Jazz angeben, sondern auch zur Elite des europäischen Jazz gehören. In Zeiten des politischen Richtungswechsels Ende der 1980er Jahre lieferten neu formierte Gruppen wie die Allstar Big Band Young Power einen aufmüpfigen Soundtrack zu den Aufständen in der Danziger Werft und an anderen Orten.

Nach Beendigung des Kalten Krieges gingen zunächst viele Jazzmusiker in den Westen, doch unermüdliche Mentoren wie Tomasz Stańko förderten junge Talente ans Licht. Aufregende Youngsters wie Kuba Więcek oder Maciej Gołyźniak stehen für den Esprit und die Authentizität der jüngsten polnischen Jazz-Generation.

Die Reihe „Polish Jazz“ dokumentiert seit Mitte der 1960er Jahre alle Entwicklungen im polnischen Jazz von Komeda bis Gołyźniak. Ursprünglich von der staatlichen Plattenfirma Polskie Nagrania herausgegeben, wurde die Edition von Warner Music reaktiviert und die Klassiker des polnischen Jazz ebenso in Erinnerung gerufen wie die verborgenen Schätze. Doch damit nicht genug, mit neuen Aufnahmen alter Haudegen wie Jan „Ptaszin“ Wróblewski und Zbigniew Namysłowski wie auch einer Reihe vielversprechender junger Talente wird die seit nunmehr seit über sechs Jahrzehnten bestehende weiter Reihe in die Zukunft geführt.

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