Tvilling

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Jon Nørgaard war einst Dänemarks größter Popstar. Durch eine Verkettung von Umständen, die zum größten Fehler seines Lebens führten, war seine Karriere von einer Sekunde auf die andere vorüber. Nun ist Nørgaard unter dem Künstlernamen "Tvilling" wiedergeboren, hungriger denn je und bereit, die Fäden dort wieder aufzunehmen, wo er sie vor fast 18 Jahren aus der Hand gab. "Seit damals...

Jon Nørgaard war einst Dänemarks größter Popstar. Durch eine Verkettung von Umständen, die zum größten Fehler seines Lebens führten, war seine Karriere von einer Sekunde auf die andere vorüber. Nun ist Nørgaard unter dem Künstlernamen "Tvilling" wiedergeboren, hungriger denn je und bereit, die Fäden dort wieder aufzunehmen, wo er sie vor fast 18 Jahren aus der Hand gab. "Seit damals hat es mich nicht losgelassen, dass ich es vermasselt habe", sagt er.  

Nørgaard erlangte Bekanntheit, nachdem er 2002 die dänische Ausgabe von "Popstars" gewonnen hatte. Er brach Rekorde als schnellster Platin-Debüt-Künstler in der Musikgeschichte des Landes (ein Rekord, der bis heute steht), noch nie hatte Dänemark ein Teenie-Idol von diesen Ausmaßen erlebt. Die größten Promis wollten mit ihm abhängen, es gab immer eine Party, immer ein neues Mädchen. Jon lebte den Traum. Außer, dass der Traum sich für ihn zunehmend wie ein Albtraum anfühlte.

"Ich war gerade 17 geworden und der Rummel war verrückt. Ich konnte auf der Straße nirgends hingehen. Ich hatte Bodyguards. Ich lebte ein ganzes Jahr lang in einem Hotelzimmer. Und ich hatte niemanden, mit dem ich all das teilen konnte, der verstand, was ich erlebte. Alles war so leer, und ich fühlte mich, als wäre ich allein auf der Welt." Einsamkeit führte zu Alkohol, Alkohol führte zu Kokainmissbrauch, bis im Sommer 2003 schließlich alles kollabierte. Jon war gerade 18 geworden, als er in eine Auseinandersetzung mit einem Typen geriet, der in einem Konflikt mit seiner Freundin stand. "Ich verprügelte ihn und meine Karriere war zu Ende."

Zumindest, was die Musikerkarriere im Scheinwerferlicht anbelangte. Denn nachdem er 60 Sozialstunden abgeleistet hatte, seinen Drogenmissbrauch, die Depression und Paranoia hinter sich gelassen hatte, richtete er sich langsam wieder auf, als Mensch ebenso wie als Geschäftsmann. Er gründete eine 360 -Musikfirma, die sich zur erfolgreichsten unabhängigen Firma ihrer Art in Dänemark entwickeln sollte, mit einer Booking-Agentur, die bis zu 1.2000 Shows im Jahr durchführte, dem landesweit größten Labelkatalog in Privatbesitz und Beteiligungen an 150 Gold- und Platinveröffentlichungen.

Dann kam Covid-19. Und Jon fand sich in seinem Studio wieder, eingesperrt in Quarantäne. Die Geschäfte waren schlagartig zum Erliegen gekommen "und um Zeit totzuschlagen, setzte ich mich hin und nahm ein Demo auf". An alte Ideen und Entwürfe auf seinem Desktop anknüpfend, wandte er sich einem Sample zu, dass er seit 10 Jahren überarbeiten wollte - "All 'Bout The Money", den Hit der Schwedin Meja von 1997. Es hatte nie wirklich in die musikalische Landschaft gepasst, in der er sich bewegte, doch nun schien es plötzlich zu passen. Das Demo sollte mit einem Künstler seines Label zum Einsatz kommen, doch als Jon es aufnahm, wurde klar: er sang besser denn je.

"Ich bin jetzt älter, ich habe gelebt. Man kann die Spuren in meinem Gesicht sehen und es in meiner Stimme hören", sagt Jon. "Als ich wieder mit dem Singen begann, wurde deutlich, dass der Junge von damals verschwunden ist. Wenn du einem jungen Burschen beim Singen zuhörst, attackiert dieser den Song mit einer jugendlichen, neugierigen und fast aggressiven Energie. Ein Mann hingegen legt sich in den Beat", beobachtet er. "Es gibt ein Selbstvertrauen und eine Art, die Worte zu betonen, die komplett davon abhängen, wo du in deinem Leben gerade bist. Wenn du 17 bist, weißt du einen Scheißdreck über die Liebe, und die meisten Teenager in der westlichen Welt wissen nicht viel über Liebeskummer und wirklichen Schmerz. Du weißt gar nichts. Mit 35 hast du jedoch ein bisschen gelebt, du nimmst dir Zeit, um deine Message zu überbringen und die Wörter zu betonen."

Nachdem er das Demo aufgenommen hatte, kontaktierte er zwei seiner Freunde, DJ und Producer Hedegaard und Künstler und Songwriter Brandon Beal. Gemeinsam stellten sie den Song fertig, ergänzten den ursprünglichen Refrain des Samples um neue Strophen und kleideten alles in eine Produktion. "Ich fand schon immer, dass der Refrain unglaublich ist, doch die Strophen sprachen mich nicht auf dieselbe Weise an", erklärt er. Das Ergebnis ist "Dum Dum Dum", Jons erste Single unter dem neuen Namen Tvilling. Hochgradig ansteckend, treibend, mit einem Hauch von Dunkelheit und natürlich dem schlagartig wiedererkennbaren Sample des '97er-Songs, ist "Dum Dum Dum" eine zugleich unglaublich frische und beeindruckend reife Spielart von Club-Pop. Kaum verwunderlich, dass gleich drei internationale Major-Label für weltweite Deals anklopften, nachdem sie das Demo zu hören bekommen hatten. Jon entschied sich schließlich für ein gemeinsames Angebot von Warner Music in Australien und Deutschland: "Sie waren von Beginn an Feuer und Flamme und hatten die Energie, nach der ich suchte. Ich hatte zu keiner Sekunde Zweifel."

Für die Wahl seines Künstlernamens Tvilling (Dänisch für "Zwilling", Jons Sternzeichen) gibt Jon mehrere Gründe an. "Erstens ist das Projekt eine komplette Wiedergeburt. Ich will einen neuen Anfang, als Künstler ebenso wie als Mensch. Zweitens werden Zwillinge oft als nicht-originelle Denker charakterisiert, jedoch mit großen Fähigkeiten, sich anzupassen und die Ideen anderer Leute auf neue und ungewöhnliche Weisen zur Anwendung zu bringen" - Fähigkeiten, die Jon auch in sich selbst erkennt, denn Tvillings kommende Veröffentlichungen basieren auf Samples, die wiederverwendet, aufpoliert und in einen zeitgemäßen Sound gekleidet werden. "Und drittens hält die Dualität des Begriffes für mich die Möglichkeit bereit, Geschichten sowohl aus den hellsten als auch dunkelsten Momenten des Lebens zu erzählen", so Jon. "Ich stehe zu meinen Fehlern, ich stehe zu meinen dunklen Seiten ebenso wie zu den guten. Ich bin ein temperamentvoller Mensch und voller Emotionen. Ich bin nicht perfekt. Doch ich stehe zu all dem."

Nun, da er wieder Feuer gefangen hat, kann Jon so schnell niemand stoppen. "Ich fühle mich - und sehe aus - wie ein schlafender Bär, der gerade aufgewacht ist. Ich habe so viele Jahre geschlafen und nun bin ich hellwach, mit einem unglaublichen Hunger", berichtet Jon. "Ich habe zuletzt Tag und Nacht wie ein Verrückter im Studio gearbeitet. Ich kann es kaum erwarten, die Songs zu teilen, an denen wir gerade sitzen". Als er am wenigsten damit rechnete, mitten in der weltweiten Covid-19-Krise, wollte es das Schicksal, dass Jon zurück zu dem fand, was er vor nahezu 18 Jahren für immer verloren zu haben glaubte. "Ich tue dies für mich, für meinen Sohn und für jeden Erwachsenen da draußen, der denkt, seine Zeit für große Träume sei vorüber. Sie ist es nicht. Ich bin der lebende Beweis."

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