Seal
Liebe ist und bleibt die mächtigste Muse. Wie viele Dichter, Schreiber, Musiker, Filmemacher und Künstler haben immer und immer wieder über diese fünf Buchstaben nachgedacht? Wie viele Male wurde die Liebe in Songs gesungen, in Büchern geschrieben oder in Filmen beschworen? Und doch bleibt sie bis heute so flüchtig, wie sie essenziell ist – und sie ist etwas, wonach wir...
Liebe ist und bleibt die mächtigste Muse. Wie viele Dichter, Schreiber, Musiker, Filmemacher und Künstler haben immer und immer wieder über diese fünf Buchstaben nachgedacht? Wie viele Male wurde die Liebe in Songs gesungen, in Büchern geschrieben oder in Filmen beschworen? Und doch bleibt sie bis heute so flüchtig, wie sie essenziell ist – und sie ist etwas, wonach wir alle unermüdlich suchen. So auch Seal, der auf seinem siebten Studioalbum „7“ die Liebe und alle ihre Verwicklungen, Eigenarten und Feinheiten untersucht. Um dem oft bemühten Begriff gerecht zu werden, begann der Grammy-Award-dekorierte Multiplatin-Singer/Songwriter bereits 2013 damit, sich dem Thema auf behutsame Weise zu nähern. Und er wusste genau, wo er damit hinwollte.
„Dieses Album dreht sich um das am öftesten besungene, am meisten diskutierte und am besten dokumentierte Gefühl – Liebe“, kommentiert Seal. „Ich habe versucht, all die wundervoll unterschiedlichen Dynamiken einzufangen, ob es der Zorn ist, die Akzeptanz, die Glückseligkeit, die Traurigkeit, das Hochgefühl oder die Rücksichtslosigkeit. Es geht um diese ganz bestimmte Emotion und darum, wie sie uns fühlen lässt. Um die extreme Freude und den extremen Kummer und all die anderen verrückten Dinge, die Liebe mit uns anstellt.
Während des Schreibprozesses realisierte Seal, dass er sich öffnen musste wie nie zuvor. Frühe Sessions bescherten ihm „gute Songs“, wie er sie bezeichnet, aber er wollte tiefer vordringen. Er ging intensiv in sich und fing noch einmal komplett neu an, um etwas zu freizulegen, das so ungreifbar ist wie die Liebe: die Wahrheit.
„Was ist der Preis dafür, ein Musiker zu sein?“, fragt er. „Was ist der Preis dafür, dass du im Grunde deine eigene Lebensgeschichte singen darfst? Nun – du musst die Wahrheit sagen. Und nicht nur das: du musst es auf eine Weise tun, die objektiv ist, denn es wird Auswirkungen auf dich und die Menschen um dich herum haben. Das ist der Grund, weshalb ich eine Weile brauchte, das Album zu machen. Ich verwarf immer wieder die Texte, weil ich zu subjektiv war. Nachdem ich dies getan hatte, rückten die Dinge automatisch in den richtigen Fokus.
Um seine Geschichte erzählen zu können, vereinte er sich einmal mehr mit seinem langjährigen Produzenten Trevor Horn. Ihre Partnerschaft begann mit dem Platin-veredelten Debüt „Seal“ (1991, DE: Gold), gefolgt vom vierfach Platin-dekorierten „Seal II“ (1994, DE: Gold), dem Gold-verkaufenden „Human Being“ (1998), „Seal IV“ (2003, DE: 2x Platin) und zuletzt „Soul 2“ (2011). Das Ergebnis ist eine unausgesprochene und doch unverwüstliche Bande zwischen den beiden.
„Wir haben im Studio kaum über Musik gesprochen“, berichtet Seal. „Eher haben wir uns über das Leben und unsere Beziehungen der vergangenen Jahre unterhalten. Er weiß einfach, wo er meine Stimme platziert. Auf der einen Seite gibt es die ausgeklügelte Produktion und Handschrift von Trevor Horn, andererseits verliert man nie aus dem Blick, wovon ich gerade singe. Das ist der Rahmen. Es gibt keinen Produzenten, der es besser versteht, den Klang meiner Stimme und was ich damit sagen will im Blick zu behalten. Er treibt mich zu neuen Höchstleistungen an. Er hat mich einen Arbeitsethos gelehrt, der mich bis ans Ende meiner Tage begleiten wird.“
„Every Time I’m With You“ beginnt mit einer puren Pianomelodie, die von Seals unverkennbarem Gesang aufgebrochen wird. Der Song steigert sich zu einem soulvollen Refrain, der sich über ein reiches musikalisches Panorama ergießt. „Ich habe einfach versucht, mir die eine Sache vorzustellen, die die wichtigste Person in deinem Leben am liebsten von dir hören würde“, so Seal. „Du fragst deinen Partner: ‚Warum liebst du mich? Warum bist du mit mir zusammen?’, und die Antwort ist: ‚Es gibt viele Gründe, aber einer davon ist, dass ich mich gebraucht fühle immer dann, wenn ich mit dir zusammen bin’. Ich kann mir nicht viele Dinge vorstellen, die schöner sind oder die ich lieber sagen oder hören würde. Es ist mein Versuch, romantisch zu sein! Ob es mir gelungen ist oder nicht, wird die Zeit zeigen“, lacht er.
An einer anderen Stelle stürzt sich Seal mit „Life On The Dancefloor“ mitten ins Herz des Clublebens. Der Song bringt synkopierte House-Beats mit Bläsern und einer gewaltigen Hook zusammen. „Du tanzt mit dieser wunderschönen Person, und du wirst verführt von den Bewegungen, der Körpersprache, dem Augenkontakt, all den Geschehnissen auf dem Dancefloor“, erzählt er lächelnd. Diesen Funken nimmt der Sänger auch in „Padded Cell“ auf, gepaart mit einem durchdringen Wehklagen, das von treibenden Synthies kunstvoll aufgenommen wird.
Das Herzstück des Albums ist jedoch das so traurige wie bestechende „The Big Love Has Died“, zugleich auch ein persönlicher Favorit von Seal. „Es ist so direkt und kompromisslos wie die übrigen Songs“, befindet er. „Und es hat definitiv einen besonderen Platz in meinem Herzen. Wenn es ein Stück von Anton Tschechow wäre, dann wäre es vermutlich die Tragödie am Ende des dritten Aktes. Es wäre das Ende von irgendetwas. So hatte ich es zumindest im Kopf, während ich es schrieb und sang. Ich bin so stolz auf diesen Song.“
Alles kulminiert schließlich in „Love“. Der Song stellt seiner Stimme lediglich ein Piano an die Seite und hat den verletzlichsten und entscheidenden Moment, als Seal feststellt: „Love only makes you strong, love only makes you heal, love only hates with love”. „Mein Glaube und meine Überzeugung zu lieben sind heute stärker als je zuvor“, sagt Seal. „Darum endet das Album dort.“
„Love“ setzt das Erbe von Seal nahtlos fort. Geboren in London, hörte man seine unnachahmliche Stimme erstmals 1991 in Adamskis Club-Smash-Hit „Killer“. Wenig später gelang ihm mit „Crazy“ ein weiterer Top-10-Hit, gefolgt von weltweiter Anerkennung für sein Debütalbum, das 1992 sogar den renommierten BRIT Award für „Best British Male“ erhielt. Songs wie das legendäre „Kiss From a Rose“ machten ihn zum Superstar und brachten ihm drei Grammy Awards in den Kategorien „Song of the Year”, „Record of the Year” und „Best Male Pop Vocal Performance” ein. Weltweit haben sich seine Alben bis heute mehr als 15 Millionen Mal verkauft. Auch jenseits der Bühne und des Studios überzeugte Seal 2012 und 2013 mit einer Coach-Tätigkeit für „The Voice“ Australien.
Letztlich geht es Seal mit „7“ darum, seine Liebe mit der Welt zu teilen. „Ich will einfach, dass die Leute fühlen“, sagt er abschließend. „Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir ständig mit der rauen Wirklichkeit unserer Umwelt konfrontiert werden. Überall gibt es Katastrophen. Wenn wir all das absorbieren würden, würden wir uns selbst zerstören. Also betäuben wir uns als Kultur. Wir schalten ab und werden gefühllos. Mein Versuch und meine Pflicht als Künstler ist es, den Menschen beim Fühlen zu helfen. Dadurch sollen sie in eine Verbindung treten – nicht notwendigerweise zu mir, sondern zu sich selbst. Eines meiner Mantras ist ‚Stärke durch Verletzlichkeit’. Wenn wir es uns zugestehen, verletzlich zu sein, sind wir wahrhaftig im Besitz unserer Stärke – und können lieben.“