Fayan

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Hörst du, wie ich gerade schweig?
Wieder mal am Fenster, Todesstille, bin allein.
Immer Richtung Mond durch jeden Raum und jede Zeit. Hörst du, wie ich gerade schweig? („Solo Dolo“)

Schmerz. Das ist der Anfang und das Ende allen Seins, die unvermeidliche Konstante, die große Klammer – von der Geburt bis zum Tod. Doch auch die große Unbekannte dazwischen, die...

Hörst du, wie ich gerade schweig?
Wieder mal am Fenster, Todesstille, bin allein.
Immer Richtung Mond durch jeden Raum und jede Zeit. Hörst du, wie ich gerade schweig? („Solo Dolo“)

Schmerz. Das ist der Anfang und das Ende allen Seins, die unvermeidliche Konstante, die große Klammer – von der Geburt bis zum Tod. Doch auch die große Unbekannte dazwischen, die wir Leben nennen, ist stets eingebettet in Unmengen schmerzvoller Erfahrungen, die uns steuern, prägen, definieren, ausmachen. Und von genau diesen Erfahrungen mit dem Schmerz in all seinen Facetten handelt die „Solo Dolo EP“ von Fayan.
Als Hommage an den gleichnamigen Song von Kid Cudi hat der 27-jährige Rapper in sieben Tracks ein kunstvolles Kaleidoskop des Kummers erschaffen, erzählt in quälenden Sequenzen von Gedanken der Selbstzerstörung („Kurz davor“), verlagert das innere Leid brachial nach außen („Rifle“) und hadert im Strudel der Selbstverlorenheit mit der Rettung durch die alleserlösende Liebe („Komisch“).

„Will nicht reden, lass mich gehen, weil das mein Leben ist. [...] Verstehst du nicht, dass darin meine Seele liegt?“
(„Problem (Lösung)“)

Bereits auf seiner „Genuin“-EP von 2017 gelang Fayan der schwierige Spagat zwischen bodenloser Tiefgründig- und maximaler Zugänglichkeit, verwob er intime Erfahrungen zu nahbaren Songs, die ihn emotional angreifbar, und deshalb greifbar machten. In den vergangenen zwei Jahren hat Fayan diese Fähigkeit jedoch beeindruckend ausgebaut, sich hineingelegt in sämtliche Form fühlbarer Erfahrung – und zwar so sehr, dass es wortwörtlich wehtut. Schmerz als Futter für die Seele, Schmerz als Nährboden für die Musik.

Insbesondere das Zusammenspiel von lyrischer und instrumentierter Tiefe geht ungewohnt nah; fühlt sich an, als würde sich der beste Freund sein schwer pumpendes Herz aus der brüchigen Brust reißen und einem schutzlos in die eigenen zittrigen Hände legen. Denn Fayan und sein Produzent chargeyouextra kennen keine Grenzen – weder musikalisch, noch inhaltlich –, weil Grenzen trennen. Ihre Musik jedoch verbindet. Die Songs bilden Leitern und Brücken, an denen man sich entlanghangeln und hochziehen, in emotionale Tiefen hinabsteigen und aus ihnen emporklimmen kann.

Neben der inhaltlichen Klammer eint die sieben Songs der „Solo Dolo EP“ aber auch ihr hemmungsloser Hang zur Dualität: Mal spuckt Fayan lautstark und selbstbewusst pures Feuer über ein zeitgeistiges Beatbrett wie im drückenden „Rifle“, mal balanciert er seine gläserne Gefühlswelt behutsam wie ein Neugeborenes über den Takt wie auf „Komisch“. Mal geht es um euphorisierende Aufs wie im poppigen „700“, mal um die Boden unter den Füßen wegreißenden Abs wie in der spinnenfädrigen ersten Single „Kurz davor“.

„Solo Dolo“, das sind sieben Songs über den Schmerz: über das Hineinfallen und Heraustreten, über das Ertragen und Überwinden, das darin Verlieren und letztliche Obsiegen. Selten lagen die sprichwörtlichen Komponenten Freud und Leid so dicht beieinander wie auf dieser EP. Eine EP, die in ihrer Verwundbarkeit weh-, und gerade deshalb so guttut.

„Vielleicht lieg ich falsch, doch du liegst neben mir. 21 Gramm – was wohl aus meiner Seele wird?“
(„Kurz davor“)

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