5. Juni 2023

"OMG", wie kann ich diese Sünden je bezahlen, fragt sich IMMI

Die abgründige Ehrlichkeit des Berliner Musikers ist alles andere als selbstverständlich.

News-Titelbild - "OMG", wie kann ich diese Sünden je bezahlen, fragt sich IMMI

"Bin auf Erden zwischen Himmel und Hölle gefangen, wie kann ich diese Sünden je bezahl’n?"IMMI hat sein Lächeln verloren, ist mit tiefschwarzen Augenringen und nach Spiritus und Gras riechendem Atem versunken im Eiskübel. Obwohl der Berliner seinen Traum lebt, als Künstler der Stunde gilt und die einst besungene "Milli" zum Greifen nah erscheint, befindet er sich mehr denn je im Sprintduell mit seinen inneren Zweifeln und Dämonen. Immer wieder holt ihn der Selbstbetrug ein, während das innere Kind vor ihm wegrennt — zunehmend schlägt ihm das erfolgs- und rauschbedingte Fake-Life auf die Psyche. 

Nach "Narben" aus dem April liefert IMMI mit "OMG" 2023 eine weitere Bestandsaufnahme seines reizüberflutenden Lebensstils zwischen Highlife und Abgrund, Traumland und Adalbertstraße, toxischem Schneegestöber und Momenten erschlagender Klarheit. Für die dreamy-dramatische Produktion, die »OMG« abrundet, zeichnen sich wie schon im Fall von "Narben" BLURRY & BABYBLUE verantwortlich.

Wenn IMMI seine bestimmt-emotionale Stimme erhebt, druckvoll und makellos Melodien formt, ja, authentisch zwischen Selbstermächtigung und Verzweiflung Achterbahn fährt, nimmt er die volle Aufmerksamkeit seiner Hörer:innen in Beschlag. Komplettiert durch seine treffsichere Mixtur aus poetischer Bildsprache und Kreuzberger Straßenslang rührt IMMI beinahe unwirklich an. Seine abgründige Ehrlichkeit ist alles andere als selbstverständlich — sie erschlägt förmlich, nicht zuletzt, weil sie ein kristallklarer Spiegel ist. 

Klar ist nämlich auch, dass IMMI im in "OMG" skizzierten unlösbaren Zwiespalt zwischen Moral und Erfolg nicht alleine festhängt: er spricht aus, was viele Menschen beschäftigt, streut, um ihn zu zitieren, Salz auf offene Wunden abertausender Fans. Eine Antwort? Hat IMMI nicht unbedingt. Aber immerhin bringt er Licht ins Dunkel seines exzessiven Lifestyles — ein guter erster Schritt.